COLOGNE FINE ART 2014 | 19.11.14 - 23.11.14 | Köln
"Es geht ihm noch gut": die Lage des Kunsthandels
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Info: Jammern gehört zum Geschäft, das weiß jeder Händler. Doch der Kunsthandel sieht sich jetzt von besonderen Härten betroffen. Er muss seit diesem Jahr 19% Mehrwertsteuer beim Verkauf nehmen, der Künstler darf noch 7%. Kunst aus dem Ausland darf auch zum ermäßigten Satz nach Deutschland verkauft werden. Und dann blockieren die Finanzminister auch noch eine Neuregeleung der Besteuerung. Und die Warhol-Versteigerung in New York (mit niedriger Mehrwertsteuer) gab es auch noch.

Anmoderation: Wer mit Kunst handelt, kennt sich mit großen Zahlen aus. Auf der jetzt in der Koelnmesse statfindenden Cologne Fine Art hängen Bilder und stehen Kunstwerke zu Preisen, zu denen sich Normalverdiener ein teures Auto oder ein Haus kaufen würden. Doch allzu rosig ist die Lage trotz der großen Zahlen nicht, sagt Thole Rotermund, der Schatzmeister des Bundesverbandes der deutschen Galerien und Kunsthändler.

O-Ton 1: "Naja, es geht ihm noch gut, aber wir sehen uns gerade seit Beginn 2014 ... Mehrwertsteuer von sieben auf 19 %, Ausrufezeichen ... etwas angespannt."

Zwischenmoderation: Auch löst sich zum Jahresende die Ausgleichsvereinigung Kunst auf, ein Zusammenschluss der Galerien und Kunsthändler. Die haben gemeinsam in eine Kasse eingezahlt. Aus der wurden dann das so genannte Folgerecht gezahlt, Geld das Künstler bekommen, wenn ihre Werke weiterverkauft werden. Das müssen jetzt die Firmen selber aufbringen. Sorge macht den Kunsthändlern aber vor allem die Mehrwertsteuer.

O-Ton 2: "Gerade auch dieses Ungleichverhältnis, dass ein Künstler eine Rechnung mit 7 % stellen kann, ich aber mit 19 % weiterverkaufen muss ... das ist in den USA was ganz anderes."

Zwischenmoderation: Und da ist auch das rote Tuch der Kunsthändler. Sie haben dem Land NRW mit einigem Groll zugesehen, wie es die Warhol-Bilder seiner Aachener Spielbank in New York hat versteigern lassen. Ein Schritt, den Thole Rotermund mit Argwohn beobachtet hat.

O-Ton 3: "Der Landesfinanzminister als quasi Träger der Westspiel hätte ... auf jeden Fall 19 % Mehrwertsteuer abführen müssen ... und gerade New York der große Kunsthandelsort."

Zwischenmoderation: Es lag also vermutlich eher am Ruf New Yorks und daran, dass der Versteigerer Christie’s mit solchen großen Summen Erfahrung hat. Die Bilder haben zusammen immerhin 120 Millionen Euro eingebracht. An dem Tag wurden auch noch weitere Werke versteigert, alles in allem haben dadurch im Gegenzug 850 Millionen Euro an einem Tag die Besitzer gewechselt. Eine Summe, die die deutschen Kunsthändler zusammen in einem Jahr erwirtschaften. Thole Rotermund sagt:

O-Ton 4: "Es geht auch gar nicht so sehr darum, dass Deutschland in eine direkte Konkurrenz treten sollte ... zusätzlich geschwächt und in keiner Weise unterstützt wird."

Abmoderation: Denn neben der Erschwernis der höheren Mehrwertsteuer sollten eigentlich auch Erleichterungen umgesetzt werden. Doch die sind von den Finanzministern der Länder bisher zweimal blockiert worden.
Aber trotz allen Ärgers zeigen die rund 100 Kunsthändler und Galerien auf der Cologne Fine Art ihre besten Stücke. Große Namen wie Picasso, Max Ernst und Sol LeWitt stehen neben unbekannten Künstlern aus China, die vor 2.000 Jahren tolle Skulpturen schufen.

O-Ton: Thole Rotermund, Schatzmeister, Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler e.V., 10963 Berlin; Kunsthändler, Thole Rotermund Kunsthandel, 20357 Hamburg
Länge: 1:13 (4 Antworten, kürzbar und einzeln einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 18.11.2014 
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