MEDICA / COMPAMED 2014 | 12.11.14 - 15.11.14 | Düsseldorf
Hepatitis C: der Anfang vom Ende? Neue Medikamente machen Hoffnung
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Info: An Hepatitis C sind weltweit geschätzte 100 Millionen Menschen erkrankt, in Deutschland sind es rund 400.000. Bisher hatten die Medikamente gegen die die Leber zerstörende Krankheit schwere Nebenwirkungen, eine lange Therapiezeit und nur eine 50/50 Chance auf Heilung. Mit den neuen Medikamenten wurden in den klinischen Tests im Schnitt 96% der Patienten geheilt und die Nebenwirkungen sind vernachlässigbar. Und die Therapiezeit ist auf drei Monate geschrumpft.

Anmoderation: Hepatitis C ist eine der fieseren Krankheiten, die wir Menschen uns einfangen können. Los geht es mit Müdigkeit, dann kommen Gelenkschmerzen, danach wütet das Virus dauerhaft in der Leber weiter. Das Ende kommt nach Jahren mit einer Leberzirrhose, manchmal Leberkrebs und schließlich dem Tod. 400.000 Menschen leiden daran in Deutschland und die Medikamente dagegen waren bisher auch nur wenig besser als die Krankheit selber. Das liegt an den darin enthaltenen Interferonen. Nur die Hälfte der Patienten wird gesund, zu den Nebenwirkungen gehören Krankheitsanfälligkeit (zu wenige weiße Blutkörper), Depressionen und Hautblutungen. Doch in diesem Jahr kamen und kommen eine Reihe ganz neuer, anders aufgebauter Medikamente auf den Markt. Auf der weltweit führenden Medizinmesse Medica in Düsseldorf stellt Oberarzt Markus Cornberg von der Medizinischen Hochschule Hannover sie vor.

O-Ton 1: "Ja, die neuen Medikamente sind direkt antivirale Medikamente ... beim Interferon wussten wir gar nicht so richtig, wie es wirkt ... das ist ne ganz andere Nummer als bei Interferon und Ribavarin, fast doppelt so hoch."

Zwischenmoderation: Je nach Schwere und Fortschritt der Erkrankung wurden in den Tests zwischen 95% und 98% der Patienten komplett geheilt, sprich, das Virus war aus den Körpern verschwunden. Nur bei einem bestimmten Typ der Erkrankung (es gibt drei verschiedene Typen) war die Heilungsrate auf 80% herabgesetzt. Traumhafte Werte im Bereich der Medizin. Doch wo ist der Haken?

O-Ton 2: "Ja, im Moment ist der Preis noch der Haken, nech. Eine Tablette 700 Euro ... wenn man die HIV-Infektion für 100.000 Euro heilen könnte, das würde überhaupt keinen Aufschrei geben ... eine Therapie einer chronischen Krankheit, die man in 12 Wochen heilen kann, die hat natürlich seinen Preis."

Zwischenmoderation: Denn 100.000 Euro beträgt der Preis, 12 Wochen dauert die Therapie. Zum Vergleich: Die alte Therapie kostet um die 80.000 Euro und dauert zwei Jahre. Es sieht also so aus, als wäre ein Wundermittel gegen Hepatitis C gefunden. Und Markus Cronberg hofft, dass die Krankheit bis 2030 in Deutschland ausgerottet ist. Denn der Preis wird durch die Konkurrenz auf dem Markt schnell gedrückt werden.

O-Ton 3: "Aber ich glaube jetzt diese einmalige Chance ... wir brauchen die Therapien und die Patienten brauchen die Therapie."

Zwischenmoderation: Infizieren kann sich im Prinzip jeder, dessen Blut, über eine Wunde zum Beispiel, mit infiziertem Blut vermischt wird. Drogensüchtige, die Spritzen teilen, sind hierzulande stark gefährdet. Doch weil um die 100 Millionen Menschen weltweit an Hepatitis C erkrankt sind, können auch Mitbringsel aus dem Urlaub "vergiftet" sein.

O-Ton 4: "Tätowierungen, Piercings, die meisten Studios in Deutschland sind natürlich sauber ... am Strand mal ein Tattoo besorgt, ein Piercing ... was vielleicht dann zu einer Hepatitis C führt."

Abmoderation: Und nicht zu vergessen mehrere tausend vollkommen unschuldigen und ahnungslosen Patienten, die in den späten 70er Jahren in der damaligen DDR verseuchte Bluttransfusionen bekommen haben. Sie alle können durch die neuen Medikamente schnell und unkompliziert geheilt werden.

O-Ton: P.D. Dr. med. Markus Cornberg, Oberarzt in der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover, 30623 Hannover
Länge: 1:34 (4 Antworten, kürzbar und einzeln einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 14.11.2014 
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