MEDICA / COMPAMED 2014 | 12.11.14 - 15.11.14 | Düsseldorf
Kinderwunsch trotz Krebs mit Medical Freezing
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Info: Eine Krebserkrankung kann den Kinderwunsch von Frauen ganz schnell beenden. Bestrahlung und Chemotherapie retten zwar das Leben, zerstören aber wahrscheinlich fruchtbare Eizellen. Medical Freezing heißt eine erst wenige Jahre alte Methode, unbefruchtete Eizellen für die Zeit nach der Behandlung aufzubewahren.

Anmoderation: "Social Freezing" war ein paar Wochen lang ein großes Thema. Facebook und Google hatten es losgetreten. Das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen ist aber auch auf der Medizinmesse Medica ein Thema. Dort aber geht es um das "Medical Freezing", die Eizellen werden eingefroren, damit an Krebs erkrankte Frauen nach der Behandlung doch noch Kinder bekommen können. Auf der Medica Education Conference hat Jan Krüssel, Leiter des Kinderwunschzentrums der Uni-Frauenklinik Düsseldorf darüber gesprochen.

O-Ton 1: "Das Medical Freezing ist eigentlich der Ursprung der ganzen Behandlung ... um in jeder Phase auch unbefruchtete Eizellen einzufrieren."

Zwischenmoderation: Bis vor wenigen Jahren war es nur möglich, bereits befruchtete Eizellen einzufrieren. Das hat zwar den Kinderwunsch der erkrankten Frauen in späteren Jahren trotzdem befriedigt. Doch die Unsicherheit war immer, ob der Vater dann noch der Partner war. Nach überstandener Krankheit und Chemotherapie würden die Frauen die Wiedereinsetzung der Eizellen gut überstehen. Komplikationen gebe es so gut wie nicht.

O-Ton 2: "In den meisten Fällen sind das irgendwelche Blutkrebserkrankungen ... ganz normale Schwangerschaften und die Kinder sind auch wirklich gesund."

Zwischenmoderation: Nur bei manchen Gebärmutterkrebs-Erkrankungen kann die Methode nicht angewendet werden, da die Bestrahlung und die Chemotherapie zu große Schäden im Organ anrichten. Dafür eignet sich die Methode aber auch bei anderen Krankheiten, sagt Jan Krüssel.

O-Ton 3: "Andere Erkrankungen sind hämatologische, wo das auch oft angewendet wird ... auch in diesen Fällen können wir Eizellen vor der Therapie entnehmen."

Zwischenmoderation: Ganz so einfach ist es natürlich nicht, auch die Entnahme von Eizellen ist ein ziemlicher Eingriff in den Körper. Davor muss die Patientin zum Beispiel eine zweiwöchige Hormontherapie hinter sich bringen. Steht die Zeit nicht zur Verfügung, können die Ärzte auch gleich einen Teil des Eierstocks entnehmen und später wieder einsetzen. Das Verfahren ist aber noch nicht so ausgereift wie die Entnahme einzelner Eizellen. Und es birgt auch eigene Risiken. Bei den einzelnen Eizellen aber, gibt es eigentlich nur einen kritischen Moment, den des Einfrierens. Dabei können sich unter Umständen Eiskristalle bilden, die die Zelle zerstören. Hat sie das überstanden, ist sie im Prinzip für die Ewigkeit sicher.

O-Ton 4: "Wenn die Eizelle erstmal im Stickstoff eingefroren ist, passiert da gar nichts mehr ... die Theorie, die wir haben, ist, dass es wahrscheinlich zeitlich unbegrenzt verwendet werden kann."

Abmoderation: Das muss sich aber noch in der Praxis bestätigen, denn die Methode des Schockfrierens unbefruchteter Eizellen ist gerade einmal fünf Jahre alt. Mehr Informationen und Beratung bekommen Betroffene und Interessierte auch bei den Mitgliedern des Netzwerks FertiPROTEKT, einem Zusammenschluss von Kinderwunschzentren, Krankenhäusern und Universitäten.

O-Ton: Prof. Dr. med. Jan-Steffen Krüssel, Leiter universitäres interdisziplinäres Kinderwunschzentrum Düsseldorf (UniKiD), Universitäts-Frauenklinik Düsseldorf, 40225 Düsseldorf
Länge: 1:16 (4 Antworten, kürzbar und einzeln einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 13.11.2014 
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