glasstec 2014 | 21.10.14 - 24.10.14 | Düsseldorf
Vom Zauber und der Schwierigkeit des Bauens mit Glas
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Info: Glas ist in der Architektur ein noch recht junger Baustoff, zumindest wenn das Glas Beton und Stein in der Fassade ersetzt. Heutiges Glas ist so weit entwickelt, dass es sich in den letzten beiden Jahrzehnten ziemlich breit gemacht hat. Leider entstehen dabei oft gesichtslose Kästen, die statt einer Metall- oder Steinfassade eben eine Glasfassade haben. Mit den Architekten Gerhard Wittfeld und Georg Gewers haben wir über das Bauen mit Glas und die Schönheit des Werkstoffs gesprochen.

Anmoderation: Glas scheint so etwas wie der Lieblingsbaustoff der Architekten zu sein. Kaum ein neues Bürogebäude kommt ohne großflächige Glasfassaden aus. Auf der glasstec in den Düsseldorfer Messehallen halten Architekten Vorträge über modernes Bauen und Messereporter Harald Schönfelder hat sich zwei davon angehört.

Frage 1: Worum ging es in den Vorträgen und was macht Glas eigentlich so interessant für Architekten?

Frage 2: Aber dafür wird das Glas doch ziemlich einfallslos verwendet, im Normalfall. Viele Gebäude sind da doch austauschbar.

Frage 3: Sind denn inzwischen die Nachteile von Glas in der Architektur Vergangenheit, gerade was die Isolierung angeht?

Frage 4: Also, Glas ist ein Material mit Zukunft im Bau. Wie sieht denn die Zukunft aus?

Abmoderation: Glas als Material für Fassaden ist in der Architektur weit verbreitet. Auf der glasstec in Düsseldorf haben Architekten Vorträge darüber gehalten und mit zwei von ihnen haben wir über das Material, seine Möglichkeiten und seine Beliebtheit beim Bauen gesprochen.

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Antwort 1: Ja die beiden Architekten waren einmal Georg Gewers von Gewers Pudewill aus Berlin, das Büro hat zuletzt die Mercedes Vertriebszentrale in der Berliner O2 City gebaut und zum anderen hat Gerhard Wittfeld von kadawittfeld aus Aachen gesprochen und sein Büro hat zuletzt den Salzburger Hauptbahnhof umgebaut, der wird demnächst eröffnet. Das sind Büros, die draußen bei uns Laien vielleicht nicht so bekannt sind wie andere große Architekten, die aber genauso in der ersten Liga spielen und tolle Gebäude bauen. Und ja, Glas in der Architektur, also als Ersatz für Beton oder Stein, ist noch ein relativ junger Baustoff. Und was den Reiz angeht, da geht erstmal ins Romantische, was Gerhard Wittfeld sagt.
O-Ton
Und dann ist natürlich der Reiz, herauszufinden, was mit dem Material möglich ist. Dadurch, dass Glas noch so jung ist und immer weiterentwickelt wird, gibt es viel Raum zum Experimentieren. Ein anderes Büro zeigt auf der glasstec zum Beispiel einen preisgekrönten Entwurf für ein gläsernes Buswartehäuschen, das aus gebogenem Glas besteht, das sich wie schützende Hände um die Wartenden legt.

Antwort 2: Das stimmt, ob das jetzt eine Sparkassen-Zentrale oder eine Krankenkassenverwaltung wird oder ob es in Remscheid oder Sindelfingen steht, das spielt oft keine Rolle, sieht sich alles ziemlich ähnlich. Das bedauern auch die beiden Architekten, mit denen ich gesprochen habe. Auf meine Frage, wer denn daran Schuld sei, Architekten, Stadtbauräte oder Bauherren, dazu sagt Georg Gewers:
O-Ton
Und diesem "brettigen" Material ist er bei seiner Mercedes-Vertriebszentrale dadurch entgangen, dass er Längswellen in die Fassade eingebaut hat, und zwar mit jeder Fensterlängsspalte versetzt, da ergeben sich schöne Muster, je nach Blickwinkel, je nach Sonnenlicht. Aber das meiste orientiert sich heute am International Style der 50er und 60er Jahre, das war damals revolutionär, dieses Nüchterne, diese transparenten Fassaden. Aber heute ... naja, ist halt Geschmackssache.

Antwort 3: Das ist inzwischen Vergangenheit, wer heute großflächig mit Glas arbeitet, der kann sich einmal drauf verlassen, dass das Material auch hält. Bei älteren Gebäuden, da ist das Glas oft hässlich angelaufen und matt. Heutiges Glas soll deutlich länger bestehen. Und was die Isolierung und andere ehemalige Nachteile angeht, wie die Kosten, die sind bei der Fassade Geschichte, sagt Gerhard Wittfeld. Und er weist auf noch einen Vorteil hin.
O-Ton
Und da hat dann noch Georg Gewers eingehakt, der noch sagt, auch das Reinigen könne man sich bei modernem Glas ja eigentlich sparen, wenn selbstreinigendes Glas verwendet wird.

Antwort 4: Also, Georg Gewers und Gerhard Wittfeld sehen viel Potential, das hat vor allem mit der Technik zu tun. Denn Glas wird auch mehr zum Verbundwerkstoff. Da gibt es tolle Möglichkeiten, unter anderem zur Energiegewinnung, sagt Georg Gewers.
O-Ton
Dazu kommen dann noch neue Verzierungstechniken wie Laserfräsungen im inneren des Glases, neue Drucktechniken und Spielereien mit auftreffendem Licht eben. Auf der Messe ist für alle diese Punkte auch ein schönes Beispiel zu sehen. Die Stararchitektin Zaha Hadid hat ein Fassadenelement ausgestellt, wie es in einem Shopping-Center in China steht, da wölben sich edelsteinartig violett-pinke Glashauben in beide Richtungen, ist ein bisschen kitschig, aber steht eigentlich für alles, was mit Glas technologisch und ästhetisch möglich ist.

O-Ton: Gerhard Wittfeld, Dipl.-Ingenieur Architekt, Geschäftsführer, kadawittfeldarchitektur GmbH, 52064 Aachen;
Georg Gewers, Dipl.-Ingenieur Architekt, Geschäftsführer, Gewers Pudewill, 10997 Berlin
Länge: 4:48 (4 Antworten kürzbar, einzeln und individuell einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 23.10.2014 
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