©Foto:Messe Düsseldorf

Info: Kleine Dörfer auf dem flachen Land drohen zu vergreisen, wenn sie ihre Infrastruktur verlieren. Doch wenn der Arzt weggeht, dann ist das fatal. Denn eine alternde Bevölkerung ist genau auf den angewiesen. Auf dem Rehacare-Kongress hat der Arzt Sebastian Brunner sein Modell des Landambulatoriums vorgestellt. Das geht genau den umgekehrten Weg, belebt stillgelegte Praxen tageweise und kommt so zu seinen Patienten.

Anmoderation: Eine Praxis, sechs Standorte. Das ist das Grundgerüst, mit dem der Arzt Sebastian Brunner die medizinische Versorgung auf dem Land erhalten will. Er hat zusammen mit seiner Frau das Landambulatorium Börde gegründet. Und das Land ist in dem Fall die Gegend um Magdeburg mit Orten wie Groß Ammensleben, Völpke oder Ebendorf.

Frage 1: Messereporter Harald Schönfelder, auf der Messe Rehacare in Düssedlorf hat Sebastian Brunner das Konzept vorgestellt. Was ist das besondere daran?

Frage 2: Ah gut, da sind auch Fachkräfte aus der Reha dabei, ich hatte mich schon gerade gewundert, was das Thema auf der Rehacare zu suchen hat, wenn es doch um Azttermine geht.

Frage 3: Ist das Modell eines, das nur an bestimmten Orten funktioniert oder ist das deutschlandweit übertragbar?

Abmoderation: Auf der Rehacare hat das Arztehepaar Brunner aus Groß Ammensleben bei Magdeburg sein Modell Landambulatorium vorgestellt. Das vernetzt aufgegebene Arztpraxen in verschiedenen Orten und belebt sie neu, in dem Ärzte tageweise in den kleinen Orten Sprechstunden anbieten oder dort nach Vereinbarung Termine machen.

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Antwort 1: Dazu muss ich ein klein wenig ausholen. Großstadtbewohner kennen das gar nicht, aber es gibt Orte da draußen, da ist der letzte Arzt längst weg, egal ob im weiten Osten oder im weiten Westen Deutschlands. Das Landambulatorium selber ist eine Einrichtung, die es bereits in der DDR gab, besser ist es bekannt unter seinem städtischen Namen Poliklinik. In den Orten bei Magdeburg drohte sich ein Ärztemangel breit zu machen, die Brunners haben die Standorte der schon aufgegebenen Praxen erhalten und bieten dort Termine vor Ort an. Das heißt, die im Landambulatorium arbeitenden Ärzte weichen in diese Praxen aus, wenn dort jemand einen Termin haben möchte, sagt Sebastian Brunner.
O-Ton
Das heißt, neben Allgemeinärzten, Frauenärzten und Hautärzten gehören zu dem Konzept auch Fachkräfte für Rehamaßnahmen. Das Ziel ist es dabei, dass die Menschen kurze Wege haben, obwohl sie in Orten leben, die eigentlich alle öffentlichen Einrichtungen mangels Masse verloren haben.

Antwort 2: Ja genau, die sind mit dabei. Das ist ja alles etwas komplizierter hier bei uns vom bürokratischen Aufwand her. Deshalb sind die Therapeuten nicht direkt im Landambulatorium eingegliedert. Aber die helfen auf die gleiche Art und Weise, eben nach dem Motto: Wir kommen zum Patienten statt der Patient zu uns. Sebastian Brunner macht es an einem Beispiel klar, an dem einer Dame, die einen Schlaganfall hatte.
O-Ton
Und die angesprochene Pflege, die gehört auch mit zum Landambulatorium. Es kommt also alles aus einem Haus, damit sind auch die Wege der Verwaltung kurz und alle Beteiligten, die Ärzte, die Therapeuten, die Pfleger, haben auch intern kurze Wege.

Antwort 3: Das ist im Prinzip deutschlandweit übertragbar. Es kommt natürlich auf die Strukturen vor Ort an, es gibt ja auch noch ein funktionierendes Leben auf dem Land. Wenn es noch genug Praxen gibt, dann genügt es sicher auch, wenn die Ärzte untereinander einen guten Draht haben, aber wirtschaftlich macht jeder sein eigenes Ding. Aber in Gegenden, in denen Orte quasi aussterben und sich eine eigene Praxis nicht lohnt, da ist das Konzept sicher sinnvoll, als eines von mehreren Modellen, sagt Sebastian Brunner.
O-Ton
Aber das besondere ist eben, dass bei dem Modell Landambulatorium Reha vor Pflege geht, Ärzte nach Vereinbarung oder tageweise in einem bestimmten Ort sind und dass neben den Ärzten auch die Therapeuten und Pfleger mit eingebunden sind.