©Foto:ADAC
Info: Die Kosten für Spediteure sind hoch, die Konkurrenz ist groß. Die Branche ist nicht gerade bester Stimmung und seit ein paar Jahren machen auch noch die Osteuropäer Druck. Die Löhne dort sind weit niedriger, eine Verlockung, die manchen Kunden deutschen Speditionen den Laufpass zu geben. Im Kollegengespräch geht es um die Lage der Branche, Geld und Staus.
Anmoderation: Kaum jemand kommt so weit in Europa herum wie LKW-Fahrer. Doch die "Auf Achse"-Romantik gibt es schon lange nicht mehr. Vor allem im Fernverkehr schrumpft die deutsche Speditionsbranche. Das sagt der Karlheinz Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Güterverkehr, auf dem 9. Truck Symposium von TÜV Rheinland und ADAC Mittelrhein am Nürburgring.
Frage 1: Unser Reporter Harald Schönfelder hat das Symposium für uns besucht. Harald, was passiert denn in den Speditionen, in der Branche? Wer liefert denn heute europaweit aus?
Frage 2: Anfangs hast Du gesagt, dass es jetzt nach der Krise sei. Ist die denn wirklich vorbei?
Frage 3: Aber das bedeutet doch, dass immer mehr Verkehr auf der gleichen Streckenlänge unterwegs sein würde? Schaffen die Straßen das denn und wie stark soll den der Verkehr zunehmen?
Frage 4: So, alles schlecht, hast Du uns jetzt erzählt. Gibt es denn auch einen Lichtblick, eine Lösung, die die Lage etwas erleichtern kann?
Abmoderation: Die wirtschaftliche Lage der Speditionen ist alles andere als rosig. Konkurrenten mit Billiglöhnen schnappen ihnen die Aufträge weg, die Straßen werden zu eng für alle und Geld für den Ausbau gibt es auch zu wenig. Die Branche setzt auf vernetzte LKW und intelligente Verkehrslenkung, um die vorhandene Zeit und Fläche besser auszunutzen.
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Antwort 1: Also, es ist ja wirklich erstmal ein Widerspruch. Denn nach der Krise steigen die in Deutschland gefahrenen Kilometer wieder, allerdings haben die deutschen Unternehmen nichts davon. Denn die Aufträge für die Fernstrecken gehen heute oft an Fahrer aus Südost- und Osteuropa, also nach Polen, nach Tschechien, nach Ungarn, um mal die größten drei zu nennen. Fast jede zweite Fahrt aus oder nach Deutschland wird von einer ausländischen Spedition durchgeführt. Und das wird sich noch verstärken, sagt Karlheinz Schmidt, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Güterkraftverkehr. O-Ton Und das rollt in Zukunft auch auf den regionalen Verkehr zu, denn auch dort können die Ausgaben natürlich gedrückt werden, wenn die Lieferung von billigeren Arbeitnehmern erledigt wird. Deutsche Unternehmen fahren nach den Zahlen des Verbandes hauptsächlich auf der Kurzstrecke, mehr als drei Viertel der LKW mit deutschen Fahrern sind auf Strecken bis zu 100 Kilometern unterwegs.
Antwort 2: Kommt drauf an, wohin man schaut. In Südeuropa noch nicht, sagt Karlheinz Schmidt. Aber auch hier ist im Prinzip noch Krise, allerdings eine andere. Denn unsere Straßen werden marode, es gibt einen Rückstau bei den Reparaturen. Im Prinzip ist dieser Rückstau knapp 38 Milliarden Euro groß, der in den nächsten 15 Jahren abgebaut werden soll. Das ist in etwa so viel, wie das Verteidigungsministerium im Jahr ausgeben darf. Und dazu kommen noch etwa fünf Milliarden Euro für die Regierungszeit, die eh eingeplant sind. Aber, sagt Karlheinz Schmidt: O-Ton Im Endeffekt bleibt also nichts übrig von den fünf Milliarden Euro. Denn einen Neubau oder Ausbau von Strecken, den kann man dabei getrost vergessen.
Antwort 3: Also, ich bin ja häufig im Rheinland und im Ruhrgebiet unterwegs, zu den Hauptverkehrszeiten. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: die schaffen das schon heute nicht. Die Bundesregierung rechnet mit einer Zunahme des Güterverkehrs um mehr als ein Drittel in den nächsten 20 Jahren. Karlheinz Schmidt vom Bundesverband Güterkraftverkehr rechnet es für eine zweispurige Autobahn vor. O-Ton Das heißt also, ein Ausbau ist, wenn sich beim Verkehr nicht grundsätzlich was ändert, wirklich nötig, nur muss er sich auch bezahlen lassen.
Antwort 4: Da habe ich von Jürgen Brauckmann aus dem Vorstand des TÜV Rheinland eine Antwort bekommen. Er schwört auf Telematik, also Verkehrslenkung. Wir kennen ja schon die Anzeigebrücken über den Autobahnen, teilweise steht auf denen ja schon, wo in der Umgebung Staus drohen. Jürgen Brauckmann setzt auf diese Technik und ihre Verbesserung. O-Ton Das könnte dann auch die wirtschaftlichen Schäden mindern helfen. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Tagesabläufe so zu ändern, dass also nicht jeder zur selben Zeit unterwegs ist. Karlheinz Schmidt schlägt zum Beispiel vor, dass Schulen später beginnen könnten, damit Schüler- und Arbeitsverkehr entkoppelt werden. Aber besonders zuversichtlich war er da auch nicht.
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