interpack 2014 | 08.05.14 - 14.05.14 | Düsseldorf
Dose oder Flasche? Komplizierte Ökobilanzen aufgedröselt
artimg9167_120x80.jpg

Info: Was ist denn nun mit der Dose? Der Umsatz von Alu-Dosen ist in Deutschland eingebrochen, seit es das Dosenpfand gibt, Ökobilanzen werden erstellt, Klagen geführt. Doch wie schlägt sie sich gegen Flaschen (und das TetraPak)? Das Kollegengespräch dröselt die komplizierten Rechnungen auf. Ein absolutes "Ja" zur Dose gibt es dabei von Alison Austin, Unternehmensberaterin in Sachen Nachhaltigkeit. Ihre Antworten sind in englisch, werden aber auf deutsch zusammengefasst.

Anmoderation: Sie ist das Symbol für problematische Verpackungen: die Alu-Dose. Sie braucht viel Energie bei der Produktion, ist zwar leicht beim Transport aber dafür schwer wieder zu recyceln.
Messereporter Harald Schönfelder, Du warst beim Dachverband der Firmen, die Metallverpackungen anbieten, EMPAC.

Frage 1: Wie steht der Verband zur Dose und ist diese das Böse an sich, wenn es um Verpackungen geht?

Frage 2: Aber was ist denn nun mit der Energiebilanz? Die ist doch wirklich nicht so besonders.

Frage 3: Das hat was mit der Reinheit des Materials zu tun, so weit ich weiß. Ist das also doch nicht so "permanent", das Material?

Frage 4: Wie steht es denn nun um die Dose, kann sie also eine leichte Alternative in der Verpackung sein?

Abmoderation: Die Getränkedose hat es unserem Messereporter Harald Schönfelder nicht ganz so angetan, obwohl er immer eine mit Notfallessen zu Hause stehen hat. Und wer sich für die Studie zum Thema Energiebilanz interessiert, findet sie im Netz, einfach die Stichwörter "Ifeu" und "Getränkedosenstudie" eingeben.

---------------------

Antwort 1: Also, der Verband vertritt die Unternehmen, die Dosen herstellen, also steht er auch dahinter. Das ist klar. Aber der Verband sieht auch: Ja, die Produktion von Alu-Dosen verbraucht enorm viel Energie. Er argumentiert deshalb, dass über Recycling eine Menge Energie gespart werden könne und dass Aluminium wie auch andere Metalle so genannte "permanente" Materialien seien. Das heißt, das Metall könne ohne Qualitätsverlust immer wieder aufgeschmolzen und neu verarbeitet werden. Dazu hat der Verband die Engländerin Alison Austin als Rednerin eingeladen. Sie war früher im Management der britischen Supermarktkette Sainsburys, ist jetzt eigenständige Beraterin großer Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit und Vorstandsmitglied der britischen Recycling-Initiative "Waste & Resources Action Programme". Und sie ist ein bekennender Fan der Dose.
O-Ton
Alison Austin sieht die Vorteile also in der Haltbarkeit, der Robustheit und der langen Lagerfähigkeit der damit verpackten Nahrung und Getränke. Und sie sieht die Vorteile eben im kompletten Abschluss gegenüber Sauerstoff, Licht und Keimen. Das seien die Vorteile. Hier geht es um beides, Weißblechdosen und Aluminiumdosen

Antwort 2: Das ist sie wirklich nicht, obwohl sie viel schwerer ist, hat eine Ladung Getränke in Glasflaschen immer noch eine bessere Umweltbilanz als eine gleiche Menge, die in Dosen verpackt ist, wenn beide durchs halbe Land gefahren werden. Aber da sagt Alison Austin eben: Das Recycling kann helfen, die Energiebilanz der Dose deutlich zu verbessern.
O-Ton
Wir sollten also wirklich darauf aus sein, jede Metallverpackung, jedes bisschen, sei es im Büro, zu Hause, im Restaurant, auf Festivals, zu recyceln. Etwa 95 Prozent der Energie werde eingespart, wenn Aluminium und Blech wiederverwertet werden.
Alison Austin schränkt ja schon ein, die genauen Zahlen habe sie gerade nicht. Bei Aluminium stimmt die Zahl, Blech spart immerhin weit über die Hälfte der Energie ein. Aber da gibt es auch ein gewisses Problem.

Antwort 3: Doch, im Prinzip ist es das. Bei Blech ist es einfacher, das ist ja im Prinzip dünner Stahl, zum Rostschutz mit Zinn überzogen. Einschmelzen, Zinn abscheiden, fertig. Bei Aluminium ist es etwas komplizierter. Eine Alu-Dose kann nicht im selben Ofen eingeschmolzen werden wie ein Alu-Automotor. Da sind unterschiedliche Zusätze drin, die müssen sortenrein aufbereitet werden, wenn sie hochwertig bleiben sollen. Vom Grundsatz her stimmt also, wenn Alison Austin beschreibt, was nach dem Einschmelzen mit dem alten neuen Rohmaterial passiert.
O-Ton
Es werde in Blechplatten gewalzt und werde dann in neue Baked Beans- oder Tomatendosen oder auch in Teile eines Flugzeug-Triebwerks oder der Metalluhr, die sie trug, verarbeitet. Es sei haltbar und werde in seinen Eigenschaften nicht schlechter als Metall.

Antwort 4: Also, das kommt darauf an. Als Konservendose auf jeden Fall. Da ist die Haltbarkeit wirklich unschlagbar. Da habe ich auch immer eine Dose Ravioli als Notfall-Essensration für den Sonntag Abend zu Hause, falls mal nichts mehr da sein sollte. Aber als Getränkedose ... ich weiß nicht. Vor fast genau einem Jahr hat die Deutsche Umwelthilfe einen Prozess gegen einen Dosenhersteller gewonnen, der mit dem Slogan "Die Dose ist grün" warb. Dagegen hatte die Umwelthilfe geklagt und Recht bekommen, eben wegen der miserablen Energiebilanz. Wer die Wahl zwischen einer Getränkedose und einer Einwegflasche hat, der sollte die Dose nehmen. Wer aber Mehrwegflaschen bekommen kann, der sollte die nehmen. Zumindest von der Energiebilanz her, das zeigen etliche Untersuchungen, auch die im Auftrag der Getränkedosenhersteller, sind Mehrwegflaschen deutlich besser dran, egal ob Glas oder Plastik. Es kommt aber darauf an, wie lange sie im Umlauf sind, ist also ein bisschen kompliziert. Und das Tetra-Pack gibt es ja auch noch, die nehmen sich da kaum was. Wer aber lange lagern möchte, der sollte dann doch zur Dose greifen.

O-Ton: Alison Austin, Vorstandsmitglied, WRAP The Old Academy, 21 Horse Fair, Banbury OX16 0AH England
Länge: 4:53 (4 Antworten kürzbar, einzeln und individuell einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 10.05.2014 
Bereitstellung des mp3-Audios in Sendequalität (E-Mail-Versand oder direkt speichern)
Nach Eingabe von Name, E-Mail und Sender stellen wir Ihnen unsere Audio-Beiträge zur kostenfreien Nutzung unter Berücksichtigung unserer AGB zur Verfügung.
Ihre personenbezogenen Daten unterliegen selbstverständlich dem Datenschutz und werden nur für interne Zwecke verwendet.
* = notwendige Angaben
Beitrags-Funktionen
Ihr Ansprechpartner
Harald Schönfelder
Redaktion

h.schoenfelder@dhd-news.de