Jahrespressekonferenz des TransFair e.V. | 06.05.14 | Köln
Riesenwachstum vergrößert kleinen Marktanteil
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Info: Fairtrade hat mit einem Plus von 23 Prozent einen ziemlichen Sprung gemacht. Aber gleichzeitig ist der Marktanteil für fair gehandelte Produkte immer noch ziemlich klein. Bei Kaffee beträgt er zum Beispiel gerade mal 2,1 Prozent. Im Kollegengespräch geht es um Zahlenspiele, den Markt für fair gehandelte Produkte in Deutschland und zukünftige Ziele.

Anmoderation: 23 Prozent Wachstum, das muss eine Marke erst mal hinbekommen. Fairtrade Deutschland hat das geschafft. Der Verein hat jetzt (06.05.2014) seinen Jahresbericht vorgelegt und darin steht ein neuer Rekordumsatz von knapp 654 Millionen Euro. Fairtrade steht dafür ein, dass die Bauern in Entwicklungsländern genug Geld zum Leben für ihre Produkte bekommen. Kaffee, Kakao und Obst mit dem Fairtrade-Siegel sind zwar im Supermarkt teurer, aber die Entwicklung der Zahlen spricht dafür, dass die Kunden das einsehen.

Frage 1: Reporter Harald Schönfelder, Du warst bei der Vorstellung des Jahresberichts, ist Fairtrade querbeet gewachsen oder kann man sagen: Der Kaffee war’s?

Frage 2: Welches sind denn die stärksten Produkte mit dem Siegel, welche verkaufen sich am besten?

Frage 3: Was sind denn die Ziele von Fairtrade für die Zukunft?

Frage 4: Wie sieht es mit der Lohnentwicklung für die Bauern aus. Tut sich da was?

Abmoderation: Fairtrade, eine der großen Organisationen aus dem Bereich des Fairen Handels hat jetzt ihren Jahresbericht vorgestellt. Ein Umsatzplus von 23 Prozent steht darin. Die Organisation hat aber noch genug zu tun, denn der Anteil am gesamten Handel ist noch recht gering und vor allem die großen Markenhersteller haben noch Nachholbedarf.

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Antwort 1: Also, das Wachstum war schon quer durch das ganze Angebot, abgesehen von drei Bereichen. Sportbälle und Instantgetränke haben sich schlechter verkauft, Reis auch ein wenig. Aber sonst steht dort überall ein Plus. Und wo das Plus steht, da kann man sagen: die Banane war es, der Kaffee war es, die Textilien waren es. Aber das ist halt auch ein Spiel mit Prozentzahlen. Das ist immer auch ein wenig gefährlich. Beispiel Gewürze: ein Plus von 1.738 Prozent klingt toll, letzten Endes haben die 1,7 Millionen Euro eingebracht. Insgesamt wurden in Deutschland laut dem Statistikportal Statista aber fast 500 Millionen Euro für Gewürze ausgegeben. Das heißt: Die Mengen sind noch immer relativ klein, da sind große Sprünge in einem sich entwickelnden Markt auch ganz normal. Dass es noch viel zu tun gibt, sieht auch Heinz Fuchs so, der Vorstandsvorsitzende von Fairtrade Deutschland.
O-Ton
Denn das ist ja auch die andere Seite: Ein Wachstum um 23 Prozent bedeutet auch, dass mehr kontrolliert werden muss, denn die Standards müssen ja eingehalten werden, damit die Produkte das Siegel der Organisation zu Recht tragen.

Antwort 2: Also, da ist der Kaffee ganz vorne mit dabei, Blumen, die Südfrüchte allgemein. Was langsam kommt, ist Eis, Fruchtsaft und Schokolade. Und das verteilt sich hauptsächlich auf die Discounter oder die Eigenmarken der normalen Supermärkte. Etablierte Markennamen sind also eher weniger zu finden. Überhaupt überrascht ein wenig die Aufstellung von Dieter Overath, dem Geschäfstführer von Fairtrade Deutschland, der sagt, wo der Kunde seine Produkte findet.
O-Ton
Bei den billigeren Produkten ist Fairtrade also schon ganz gut vertreten, jetzt geht es darum, auch noch die Markenhersteller zu überzeugen. Wobei es querbeet noch viel zu tun gibt, der stärkste Umsatzbringer Kaffee kommt in Deutschland auf einen Marktanteil von etwas mehr als zwei Prozent, Bananen haben mit fünf Prozent den größten Marktanteil.

Antwort 3: Klar, da steht ein weiterer Ausbau des Marktanteils. Mit Kosmetikartikeln ist da eine neue Produktgruppe mit dem Siegel ausgestattet worden. Auf der anderen Seite steht da aber auch eine stärkere Einbindung der Produzenten in den südlichen Ländern. Seit Januar gibt es einen neuen "Hired Labour Standard", der die Rechte von Beschäftigten stärken soll und auch die Organisation von Fairtrade will mehr Verantwortung in die Herstellerländer übertragen, sagt Heinz Fuchs.
O-Ton
Das soll dazu dienen, vor Ort präsenter zu sein und diese Abhängigkeit von den nördlichen Ländern zu verringern. Für die weitere Zukunft laufen Verhandlungen über einen neuen Textilstandard, der die ganze Kette vom Baumwollanbau bis zur Verarbeitung zu Hosen und Hemden umfassen soll, das war auch ein Ergebnis der Brandkatastrophe in einem der Sweat Shops in Bangladesch.

Antwort 4: Also, die sieht ja so aus, dass Fairtrade einen Mindestpreis zahlt, der über dem Weltmarktpreis liegt. Dazu kommt eine Prämie, die für lokale Projekte wie Schulen verwendet werden muss. Das alles sorgt für einen Mindestlohn bei den Erzeugern, meist Kooperativen, also Zusammenschlüssen von Kleinbauern. Das Prinzip Mindestlohn aber reicht nicht mehr, sagt Heinz Fuchs.
O-Ton
Das sind also die Zukunftsbaustellen der Organisation. Wobei die größte ist, die deutschen Kunden vom Prinzip Fairer Handel zu überzeugen, denn der Anteil ist hierzulande noch recht gering und in den zweistelligen Prozentbereich kommt er nur bei wenigen Bioprodukten. Die überzeugten Kunden sind also recht treu, der große Rest ist es eher nicht.

O-Ton: Dieter Overath, Geschäftsführer, Heinz Fuchs, Vorstandsvorsitzender
TransFair, Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der "Dritten Welt" e.V., Remigiusstr. 21, 50937 Köln
Länge: 4:34 (4 Antworten kürzbar, einzeln und individuell einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 06.05.2014 
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