Energy Storage 2014 | 25.03.14 - 27.03.14 | Düsseldorf
Die zögerliche Industrie und das verschlafene Wasserstoffauto
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Info: Wasserstoff und die Brennstoffzellen waren zur Jahrtausendwende die Heilsbringer für den Autoverkehr und auch für die Erzeugung sauberer Energie. Passiert ist seitdem wenig, doch jetzt drängen japanische Hersteller mit ihrer Technik nach Deutschland. Im Kollegengespräch geht es um das Potential der Technik und verpasste Chancen. Reagieren die deutschen Firmen nur auf Druck?
Der erste O-Ton steht zur Einbindung in die Anmoderation allein (nicht eingebettet).

Anmoderation: Lange nichts mehr von der Brennstoffzelle gehört. Um die Jahrtausendwende war die DER heiße Scheiß. Heute schon, also jetzt im Jahre 2014 sollten wir am Vorabend des Autofahrens mit Wasserstoff sein. 2015 sollten Wasserstofftankstellen stehen und deren Netz bald das ganze Land durchziehen. Geworden ist wenig daraus. Auf der Messe und Konferenz Energy Storage in Düsseldorf spielt Wasserstoff aber weiter eine große Rolle. Für Eberhard Behrend zum Beispiel, Vorstandsmitglied des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellenverbandes.
O-Ton
Und auch im Auto und im Energieverbrauch steht der Wasserstoff bei den Entwicklern weiter hoch im Kurs.

Frage 1: Messereporter Harald Schönfelder, wie soll der eingesetzt werden und wann kann er marktreif sein?

Frage 2: Aber die versprochenen Autos, die sind ja nirgends zu sehen.

Frage 3: Ist das realistisch, 400 Tankstellen in nur acht Jahren?

Frage 4: Welche Schwierigkeiten gibt es denn noch. Ist das denn schon rentabel?

Abmoderation: Wasserstoff kann immer noch eine wichtige Rolle für den sauberen Energieverbrauch spielen. Ob die deutschen Unternehmen die verlorene Zeit aufholen können, wird sich zeigen. Japanische Unternehmen drängen nach Europa, unter anderem mit Brennstoffzellen für Häuser und Wasserstoffautos.

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Antwort 1: Also marktreif ist die Technik, sagt Eberhard Behrend. Das war sie auch schon vor einigen Jahren. Aber die Firmen haben nicht mitgespielt. Es gab Fördermittel für Projekte, dann aber liefen diese Fördermittel aus und ziemlich schnell erlahmte das Interesse der Industrie. Jetzt aber kommt der Druck von außen.
O-Ton
Außerdem stecken Brennstoffzellen in elektronischen Anlagen, die der Luft Sauerstoff entziehen und so Brände bei Kurzschlüssen verhindern sollen. Und auch mit Wasserstoff betriebene Busse sind ja schon unterwegs.

Antwort 2: Nein, da haben sich die Hersteller flugs zurückgezogen, aber da kommt auch der Druck langsam von außen. Der japanische Autohersteller Honda hat in den USA ein Pilotprojekt beendet, anscheinend erfolgreich, denn jetzt ist Europa dran, sagt Eberhard Behrend.
O-Ton
Nur denen fehlt natürlich noch ein Tankstellennetz, das ist verschlafen worden. In Berlin und Hamburg stehen Wasserstofftankstellen, ansonsten sieht es eher mau aus. Aber da, so ist das Versprechen der Industrie, soll sich bis 2022 was tun. 400 Tankstellen sollen bundesweit entstehen, klar, immer noch wenig im Vergleich zu den etwa 14.000 Benzintankstellen - aber es ist ein Anfang.

Antwort 3: Also, Eberhard Behrend sagt diplomatisch: wir werden Druck machen, er hofft, dass es erfolgreich sein wird. Denn letzten Endes müssen wir umdenken, schließlich können wir nicht unendlich Benzin einsetzen. Einen Vorteil gibt es, denn die Wasserstofftankstellen würden anders versorgt werden als bisher Benzintankstellen, sagt Eberhard Behrend.
O-Ton
Denn teilweise gibt es bereits ein eigenes Wasserstoffleitungsnetz, zum Beispiel im Ruhrgebiet oder im Raffineriebereich Leuna. Und ansonsten könne auch das bestehende Erdgasnetz benutzt werden.

Antwort 4: Jein, also im Bereich der Industrie teilweise ja. Gabelstapler fahren zum Beispiel bereits mit Wasserstoff. Da sind die Brennstoffzellen rentabel, sonst würden sie nicht eingesetzt. In Japan, wie gesagt, werden Brennstoffzellen als Energieaggregate in Häuser eingebaut. Eberhard Behrend vom Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband wird da wieder diplomatisch.
O-Ton
Also, es hängt da eindeutig an einer Zögerlichkeit, was Investitionen angeht. Da sind deutsche Konzerne einfach vorsichtiger als die anderer Länder. Auf der anderen Seite: die ersten Benzin-Autos haben auch bei den Apothekern getankt und es hat einige Jahre gedauert bis es Tankstellen gab.

O-Ton: Eberhard Behrend, Vorstandsmitglied, Deutscher Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV), Moltkestr. 42, 12203 Berlin
Länge: 4:13 (4 Antworten kürzbar, einzeln und individuell einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 26.03.2014 
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