A+A 2013 | 05.11.13 - 08.11.13 | Düsseldorf
Mitarbeiter müssen Sicherheit wollen
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Info: Sicherheitskonzepte sind schön und gut. Aber sie nützen nichts, wenn die Mitarbeiter mit den Schultern zucken und sich nicht darum kümmern. Die Abteilung Arbeitssicherheit der RWE hat ein eigenes Konzept ausgearbeitet, das Arbeiter, Angestellte und Chefetage vereint. Alle in der Hierarchiekette sind daran gebunden. Die "Verhaltensorientierte Begehung" ist frisch mit dem Deutschen Arbeitsschutzpreis ausgezeichnet und verspricht nachhaltige Sicherheit.

Anmoderation: Sicherheit am Arbeitsplatz ist sinnvoll, aber die Mitarbeiter müssen auch mitmachen. Sie sollten motiviert werden, auch bei Stress und Hektik auf ihre Sicherheit und die ihrer Kollegen zu achten. Auf der A+A 2013, Messe für Arbeitsschutz auf der Messe Düsseldorf, haben die RWE ihr Konzept für Arbeitssicherheit vorgestellt.

Frage 1: Messereporter Harald Schönfelder, Zuckerbrot und Peitsche, so könnte man es bezeichnen, stecken darin. Wie setzen die RWE das um?

Frage 2: "Verhaltensorientierte Begehung" heißt das Konzept. Und das bringt die Arbeiter und die Vorgesetzten aus den Büros auf eine Ebene. Wie funktioniert das?

Frage 3: Und der Vorgesetzte hat ja auch was davon, er ist der gute Chef, der mit seinen Leuten redet. Aber das war ja jetzt alles Zuckerbrot. Was ist denn mit der Peitsche?

Frage 4: Das ist ja ein Modell, aber klappt das auch in der Praxis? Denn wer schnell und unter Zeitdruck arbeiten muss, der kurvt dann eben zu schnell und mit schlecht gesicherter Ladung auf dem Stapler durch die Werkshalle ...

Frage 5: Ist das ein Vorgehen, das nur in großen Konzernen funktioniert oder ist das auf andere Firmen übertragbar.

Abmoderation: Chef und Untergebener ziehen bei der "Verhaltensorientierten Begehung" an einem Strang, um ein sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen. Harald Gröner und sein Team von den RWE haben es entwickelt. Und es kam so gut an, dass die Jury des Deutschen Arbeitsschutzpreises das auch ausgezeichnet hat.

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Antwort 1: Also, zum Verständnis muss ich erstmal vorwegschicken: die RWE hatten im Schnitt drei tödliche Arbeitsunfälle im Jahr. Das war die Ausgangslage. Dazu kommen aber eben noch die vielen kleinen Dinge, die Routinesituationen, die gefährlich sein können. Da wird die Ladung auf dem Gabelstapler nicht richtig gesichert zum Beispiel, ist ja immer gut gegangen. Und da setzt seine Abteilung an, sagt Harald Gröner, der Leiter der Arbeitssicherheit der RWE:
O-Ton
Aber zusätzlich dazu gibt es eben noch eine spezielle Eigententwicklung, für die Harald Gröner und seine Abteilung auch den Deutschen Arbeitsschutzpreis bekommen haben.

Antwort 2: Also, die Vorgesetzten kommen zu den Arbeitern und begleiten sie in ihrem Arbeitsalltag. Dabei sollen sie beobachten, ob die Mitarbeiter auch die Schutzregeln einhalten und sie auf Fehlverhalten hinweisen. Da besteht ja ein wenig die Gefahr, dass die Mitarbeiter das Gefühl bekommen, da steht der Oberlehrer und macht "Du, Du, Du...". Diese "Verhaltensorientierte Begehung" aber würde das verhindern, sagt Harald Gröner:
O-TOn
Und das Interessante sei, dass das umso mehr gelte, je höher das Machtgefälle zwischen den beiden ist.

Antwort 3: Ja, die gibt es auch, die wird aber nur bei wirklich gravierenden vermeidbaren Fehlern geschwungen, sagt Harald Gröner. Also, sagen wir mal, ein Mitarbeiter klettert ungesichert auf einem Strommast herum. Dann packt die Arbeitssicherheit Methoden aus alten Schulzeiten aus:
O-Ton
Das passiere aber nur selten im Jahr und nur bei recht uneinsichtigen Mitarbeitern. Und davor sind auch die Vorgesetzten nicht gefeit. Auch oben in der Firmenhierarchie kann das passieren.

Antwort 4: Das ist ein Problem, ja. Das lässt sich über eine veränderte Firmenphilosophie lösen, ist Harald Gröner überzeugt. Arbeitsschutz gehe vor Schnelligkeit:
O-Ton
Das schlimmste, was ein Vorgesetzter machen könne, sei, Risikoverhalten noch zu loben.

Antwort 5: Diese "Verhaltensorientierte Begehung", die sei überall anwendbar, egal ob Konzern oder Kleinbetrieb, egal ob Metallbau oder Gesundheitsbranche. Nur, es brauche Zeit. Denn die Mitarbeiter müssen sicheres Verhalten verinnerlichen, sein Programm habe vier Schritte, sagt Harald Gröner, und jeder Schritt brauche etwa fünf Jahre Zeit. Es ist also ein Projekt für ein halbes Arbeitsleben.

O-Ton: Harald Gröner, Leiter Arbeitssicherheit, RWE Power AG, Huyssenallee 2, 45128 Essen
Länge: 3:23 (5 Antworten kürzbar, einzeln und individuell einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 06.11.2013 
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