16. DGPPN-Hauptstadtsymposium | 24.06.13 | Berlin
Zu kurz, zu spät - warum psychisch Erkrankte schlecht versorgt sind
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Info: Psychische Erkrankungen sind heute kein Tabuthema mehr. Da sich immer mehr Menschen Hilfe suchen, ist das Gesundheitssystem auch stärker gefordert. Vielleicht überfordert? Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde sieht große Mängel in der Versorgung. Auf ihrem Hauptstadtsymposium haben sie darüber beraten:

Anmoderation: Wer heute an Erschöpfung, einer Depression oder Sucht leidet, lässt sich häufiger helfen, als noch vor zehn, zwanzig Jahren. Eine psychische Erkrankung ist kein Tabu mehr. Gut so! Allerdings: Je mehr Menschen sich professionell helfen lassen, desto mehr ist das Gesundheitssystem gefragt. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde bemängelt: die Versorgungssituation ist nicht ausreichend.

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Beitragstext: Immer mehr Menschen, die an einer Depression, Sucht oder Angstzuständen leiden, lassen sich professionell helfen – heute mehr als jeder Dritte von ihnen; eine erfreuliche Entwicklung. Das Problem: das Versorgungssystem stößt an seine Grenzen. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) spricht von einer Schieflage. Präsident Prof. Dr. Wolfgang Maier.
O-Ton
Das ist vor allem eine Frage des Geldes. Und es fängt im Kleinen an; Bsp. Ambulante Therapie. Die Vergütung ist pauschal: Eine 50-minütige Therapiesitzung bringt 82 Euro. Dr. Frank Bergmann, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Nervenärzte, erklärt, dieses Katalogsystem hat gravierende Auswirkungen auf schwer Erkrankte, Menschen mit Psychosen oder Selbstmordgedanken.
O-Ton
Hinzu kommt: Patienten müssen häufig lange auf einen freien Therapieplatz warten – je nach Region und Ärzte-Dichte bis zu neun Monate. – Auch bei der stationären Behandlung sieht die DGPPN Probleme. Vorstandsmitglied Dr. Iris Hauth sagt zwar, dass die Versorgung auf einem hohen Niveau läuft. Aber in den vergangenen 20 Jahren habe sich einiges verändert.
O-Ton
Und wird nach Ansicht von Fr Hauth durch das neue sog. Psych-Endgeld Gesetz verschärft. Es gilt seit 2012 und regelt die Finanzierung der Kliniken. Mehr Leistung, so Hauth, wird schlechter bezahlt, Patienten noch früher entlassen. Das Gesundheitsministerium verteidigt das Gesetz: denn die Patienten seien ja schneller wieder am Arbeitsplatz. Aber die Psychiater sagen: wer zu schnell und früh entlassen wird, wird oft rückfällig. – Sie fordern also: individuelle Behandlungen, weg von Schema F und eine flexible Bezahlung nach Leistung – im Grunde eine Neustrukturierung des – so sagt Fr. Hauth – ansich gut aufgestellten Gesundheitssystems.
O-Ton
Das kostet erstmal Geld. Aber das, so die Psychiater, sei langfristig gut angelegt. Denn es gehe darum, die Menschen schnell gesund zu machen, vor allem Arbeitsausfälle zu verringern und damit letztlich in die Gesellschaft zu investieren.
Sarah Tschernigow, Berlin - Aus Berlin, Sarah Tschernigow

O-Ton: Prof. Dr. med. Wolfgang Maier, Universitätsklinikum Bonn, Präsident DGPPN, 53127 Bonn;
Dr. med. Frank Bergmann, Zentrum für Neurologie und seelische Gesundheit Kapuzinerkarree Aachen, Vorsitzender Berufsverband Deutscher Nervenärzte, Vorstand DGPPN, 52062 Aachen;
Dr. med. Iris Hauth, President elect. DGPPN, 10117 Berlin
Länge: 3:11 (kürzbar)
Autor: Sarah Tschernigow

erstellt: 24.06.2013 
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