©Foto:Messe Düsseldorf
Info: Gewalt in der häuslichen Pflege ist ein Tabuthema. In den allermeisten Fällen steckt dahinter auch kein sadistisches Vergnügen oder böser Wille. Es ist schlicht die Überforderung, die Familienangehörige zu Schlägen, Zwang oder Drohungen greifen lässt. Von den rund 1,8 Millionen rein von ihren Angehörigen gepflegten Menschen in Deutschland dürften nach Schätzungen der Alzheimer-Gesellschaft 5 %, also 90.000 schon körperliche Gewalt erfahren haben, von seelischer Gewalt ist gar keine Rede. Im Beitrag zeigen zwei Profis des Themas häusliche Pflege, Erich Grond und Erich Schützendorf, das Problem auf und geben Lösungsansätze.
Anmoderation: Die meisten Pflegebedürftigen werden zu Hause von ihren Angehörigen versorgt. Das ist zugleich eine gute und eine schlechte Nachricht. Gut ist natürlich der familiäre Zusammenhalt, schlecht daran ist, dass damit die Pflege in der Hand von Menschen liegt, die neben der Pflege ihr eigenes Leben zu leben haben. Überforderung, Frustrationen, Angst sind nur ein paar der Gründe, aus denen Gewalt erwächst. Auf der Rehacare in Düsseldorf war das Thema Teil der Vorträge im Forum "Leben mit Pflege @home". Unser Messereporter Harald Schönfelder war dabei.
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Beitragstext: 2,6 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig, 1,8 Millionen werden zu Hause von ihren Angehörigen versorgt, 90.000 davon haben schon körperliche Gewalt erlebt, schätzt die Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg. Genaue Zahlen gibt es nicht, und seelische Gewalt kommt noch dazu. O-Ton beschreibt Erich Schützendorf, wie sich ein altes Ehepaar in einer Pflegesituation gegenseitig angeht. Er ist Buchautor, Lehrbeauftragter an der Fachhochschule Niederrhein und Lehrer in der Altenpflegerausbildung. O-Ton Diese Gewalt aus Überforderung gibt es natürlich auch, wenn die Kinder die Eltern pflegen. Erich Grond ist emeritierter Professor der Uni Dortmund und Psychotherapeut mit Schwerpunkt Altenpflege. In seiner Arbeit hat er häufig die Überforderung als Grund für Gewalt kennengelernt. O-Ton Wichtig ist bei der Auflösung der Gewaltsituation oder vielleicht sogar der Gewaltspirale, dass sich die weitere Familie kümmert, auch wenn sie weiter entfernt wohnt. Wegducken oder auf die Entfernung verweisen gehört sich nicht. O-Ton Daneben fordert Erich Grond aber auch, dass sich Freunde der Familie und auch Nachbarn kümmern, wenn wiederholt Schreie, Weinen oder andere Klagen zu hören sind. O-Ton Sich gleich an die Polizei zu wenden aber ist zu viel des Guten. Denn Gewalt geschieht ja meist nicht aus bösem Willen, sondern als Entlastungsreaktion. O-Ton Und wenn der Hausarzt nicht bekannt ist, dann ist der sozialpsychiatrische Dienst in den Kreisen oder Städten der richtige Ansprechpartner. Daneben gibt es auch ehrenamtliche Helfer in allen Bundesländern. Eine Liste mit Ansprechpartnern gibt es im Internet auf der Seite www.pflegen-und-leben.de der gemeinnützigen Gesellschaft Catania, die von Krankenkassen unterstützt wird. Harald Schönfelder, Redaktion ... Düsseldorf Aus Düsseldorf Harald Schönfelder
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