GDS 2015 (Sommer) | 29.07.15 - 31.07.15 | Düsseldorf
Maßschuhe und Einlegesohlen: 3D-Druck bald serienreif
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Info: Die Prototypen laufen sich schon gut, im nächsten Jahr sollen es auch die Serienschuhe. Auf der GDS hat die private Modeschule SLEM aus den Niederlanden ihre mit dem 3D-Drucker gefertigten Einlegesohlen und Schuhe gezeigt. Die Einlegesohlen sind schon so gut wie serienreif, die Schuhe müssen es noch werden, denn noch können die Drucker nur Kunststoffe verarbeiten. Die Versuche mit Leder aus der Düse laufen aber schon. In den moderierten O-Töne stellt die Leiterin der Modeschule die Ideen vor und spricht über die Zukunft von Maßanfertigungen.

Anmoderation: Leise druckt die Maschine vor sich hin. Schicht um Schicht baut sie eine Einlegesohle für Schuhe auf. Das Muster dafür stammt von einem realen Menschen, dessen Füße vermessen wurden. Nach wenigen Stunden ist die individuell gefertigte Sohle bereit für den Dienst am Fuß. Daneben stehen auch Schuhe, die die Drucker hergestellt haben, aus flexiblem aber festem Kunststoff. Was auf der Schuhmesse GDS in Düsseldorf als Prototyp zu sehen ist, das soll im kommenden Jahr in Serie gehen, zumindest ist die Technik dann so weit. Nicoline van Enter und ihre private Hochschule für Schuhdesign SLEM aus den Niederlanden haben handelsübliche 3D-Drucker entsprechend umgebaut.

O-Ton 1: "Wir sind damit angefangen erst im Januar ... zusammen versucht, das zu tun. Dann haben wir es geschafft, in sechs Monaten, die Maschine umzustellen ... auch ganze Schuhe können wir printen. Es dauert ein bisschen lange, aber es ist möglich."

Zwischenmoderation: 3D-Drucker sind für die Schuhhersteller eigentlich keine Revolution mehr. Sie stellen Muster neuer Modelle her, in Originalgröße und -farbe. Allerdings sind die aus hartem Kunststoff, sind also reine Modelle zur Ansicht. Das ist mit den umgebauten SLEM-Druckern anders. Die Schuhe mit leichten Gebrauchsspuren unter der Sohle, die zur Ansicht am Stand stehen, sind biegsam wie Flip-Flops und bieten trotzdem eine feste Sohle. Denn mit dem Drucker lassen sich unterschiedliche Kunststoffsorten verarbeiten.

O-Ton 2: "Das Material ist sehr sehr haltbar, es gibt fast keinen Abrieb ... drei Wochen getragen, nix dran, wunderbar, nur ein bisschen - wie heißt das - dirt."

Zwischenmoderation: Noch sind die Schuhe alle halbtransparent und farblos, so wie der Kunststofffaden, der durch die Druckerdüse läuft. Aber statt verschiedenem Material kann er auch verschiedene Farben verarbeiten, davon zeugt ein weiteres transparentes Modell mit bunten Flügelchen neben dem Rist. Bis ein ganzer Schuh aus dem Drucker kommt, dauert es lange, etwa 10 bis 12 Stunden. Bereit für den Großeinsatz in der Fabrik ist die Technik also nicht, doch für Orthopädietechniker oder Firmen, die extravagante Einzelstücke herstellen, sind die Schuhe und Einlagen aus dem Drucker interessant.

O-Ton 3: "Ich glaube nicht dran, dass wir große 3D-Printen Factories bekommen ... um nicht nur online zu kaufen ... wir können alle Größen machen, wenn einer linken Schuh größer sein muss als rechten Schuh ... was ein großer Vorteil ist von 3D-Drucker."

Zwischenmoderation: Und, spinnt Nicoline van Enter den Gedanken weiter, Geschäfte könnten so einen Hingucker für ihre Kunden schaffen, die ihren neuen Schuhen beim Wachsen zusehen können. Während Einlegesohlen sicher schon bald ausgedruckt werden können und damit viel schneller als traditionell hergestellte fertig sind, dürfte es bei den Schuhen noch dauern. Denn bislang können nur Kunststoffschuhe hergestellt werden. Die Experimente mit Leder aus dem Drucker sollen aber auch bald beginnen.

O-Ton 4: "In der Zukunft glaube ich, können wir auch Leder printen ... können wir ein Material wachsen, ja, das ist eine neue Art von printen."

Abmoderation: Und dann sind die Schuhe auch bereit für reiche Kunden, die sich ihre Einzelstücke aus dem Printer holen statt Gefahr zu laufen, einem gleichen Schuhmodell beim Stadtbummel zu begegnen. Schon im nächsten Jahr soll die Serienfertigung beginnen können. Die Geräte dürften dann auf jeden Fall soweit sein, dann fehlt es nur noch an mutigen Orthopädietechnikern und Schuhgeschäften, die es ausprobieren.

O-Ton: Nicoline van Enter, Creative Director, SLEM, Waalwijk, Niederlande
Länge: 2:00 (4 Antworten, kürzbar und einzeln einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 31.07.2015 
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