GDS 2015 (Sommer) | 29.07.15 - 31.07.15 | Düsseldorf
Über gutes Chrom und schlechtes Chrom
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Info: Ohne Chrom wird heutzutage kaum ein Leder für Bekleidung gegerbt. Doch dabei gibt es gutes Chrom - Chrom(III) - und schlechtes Chrom - Chrom(VI). Letzteres löst Allergien und Krebs aus, 200.000 Menschen in Deutschland leiden an einer Chromallergie. Dabei wird der Stoff nicht absichtlich verwendet. Er entsteht bei der Gerbung aus Chrom(III), als unerwünschtes Abfallprodukt. Eine neue Initiative der Hersteller und Händler will ihre Gerbereien dafür sensibilisieren. Die moderierten O-Töne erläutern den Stoff und wie er entsteht.

Anmoderation: Im Rahmen der Schuhmesse GDS in der Messe Düsseldorf ging es um Gesundheit. Die Arbeitsgruppe CADS von Händlern und Schuhherstellern aus ganz Europa hat sich mit der krebserregenden "Chrom(VI)"-Verbindung (gesprochen: Chrom sechs) im Leder beschäftigt und einen Leitfaden aufgelegt.
Seit Mai müssen neue Schuhe und andere Lederbekleidung in der EU nämlich schadstoffärmer sein. Seitdem ist Chrom(VI) nahezu verboten. Die Chromverbindung kann unter anderem bei der Gerbung des Leders entstehen, wenn veraltete Technik eingesetzt wird. In Deutschland darf die Verbindung schon seit fünf Jahren nicht mehr in neuer Ware zu finden sein. Doch immer noch taucht sie auf, vor allem bei Importen aus weiter entfernten Weltregionen, wo Chrom(VI) noch nicht verboten ist. Andreas Tepest, der stellvertretende Vorsitzende von CADS, sagt, es geht um den Schutz der Kunden.

O-Ton 1: "Ja, der Gesetzgeber hat ja bereits 2010 ... Chrom(VI) verboten, weil es ein sehr hohes Potential hat allergisierend zu sein. Es gibt geschätzt 200.000 Personen in Deutschland, die eine Chromallergie haben ... ein Leder so herstellen kann, dass es nicht zu einer Chrom(VI)-Verbindung kommen kann."

Zwischenmoderation: Denn Chrom(VI) entsteht als Abfallprodukt bei der Herstellung. Gegerbt wird immer mit einer Chrom(III)-Verbindung. Bei veralteten Methoden entsteht dann aber Chrom(VI) und bleibt im Leder. Schuld daran sind vor allem bestimmte Fette, die nach der Gerbung das Leder geschmeidiger machen. Sie bauen das Chrom um.

O-Ton 2: "Ja, genau, es sind ja freie Chrome im Leder verfügbar ... durch bestimmte Umwelteinflüsse die Chromentstehung gefördert wird, vor allem wenn noch Fettungsmittel vorliegen, die oxidatives Potential haben."

Zwischenmoderation: Und auch zu Hause kann gut abgehangenes Leder im Laufe der Zeit giftiger werden. Denn Licht in Verbindung mit niedriger Luftfeuchtigkeit sorgt auch für eine Chrom(VI)-Zunahme im Leder. Und auch die Lederart selber kann die Entstehung begünstigen. Lammfellen und Schweinsleder neigen durch ihren hohen natürlichen Fettanteil eher zur Bildung von Chrom(VI), Rindsleder eher nicht. Helles Leder ist anfälliger für Chrom(VI), dunkles Leder nicht. Nur woran erkenne ich eine Chromallergie?

O-Ton 3: "Ja, ich glaube, bekannter ist da eigentlich die Nickelallergie ... bekommt man auch nicht von heute auf morgen, das ist ein schleichender Prozess ... dass er dann auf eine Chromallergie testet."

Abmoderation: Also, juckende Bläschen, rote Stellen, das sind Zeichen für eine Kontaktallergie. Und wenn Hautstellen betroffen sind, die regelmäßig Kontakt zu Leder haben, dann kann der Gang zum Arzt sinnvoll sein. Allergiker müssen übrigens nicht zwangsläufig auf Leder verzichten. Oft reicht es schon, wenn auf anders gegerbtes Leder zurückgegriffen wird.

O-Ton: Andreas Tepest, Stellvertretender Vorsitzender, CADS-Cooperation at DSI, Deutsches Schuhinstitut GmbH, 63065 Offenbach
Länge: 1:42 (3 Antworten, kürzbar und einzeln einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 30.07.2015 
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