DGPPN Kongress 2005 | 23.11.05 - 26.11.05 | Berlin
Immer mehr psychische Krankheiten in Deutschland - Versorgungsnotstand

Info: Kollegengespräch (3 Antworten) über die Situation der Versorgung bei psychischen Krankheiten. Die Häufigkeit psychischer Krankheiten steigt immer weiter an, aber es steht nur ein minimaler Anteil der Gelder im Gesundheitssystem für die Versorgung der Patienten bereit. Dadurch kommt es zu einem immer größeren Versorgungsnotstand. Deshalb schlagen immer mehr Experten Alarm...

Anmoderation + Frage 1:
Viele von uns verdrängen psychische Erkrankungen auch heute noch. Egal  ob selbst erlebt oder nur in der Verwandtschaft werden diese Beschwerden nicht wirklich als Krankheit bewertet. Genau deswegen und wegen der teilweise alarmierenden Behandlungsmethoden treffen sich derzeit mehr als 4000 Psychologen, Psychotherapeuten und Neurologen im Rahmen Ihrer Gesellschaft DGPPN in Berlin, um Wege aus der Krise zu finden. Unser Reporter Stefan Tappert hat sich mit einigen Konferenzteilnehmern getroffen, Stefan wie alarmierend ist denn die Lagen wirklich?

Frage 2: Über welche Erkrankungen wird denn da in Berlin genau gesprochen?

Frage 3: Wie soll es denn jetzt weitergehen?

Abmoderation: Vielen Dank an unseren Reporter Stefan Tappert, tschüss


Antwort 1: Also wenn man das mal kurz vergleichen darf, ist es momentan ungefähr so, als würde ein Armbruch wie ein Schnupfen behandelt werden. Psychische Erkrankungen werden immer mehr, sagen die Experten. Teilweise haben sie die normalen körperlichen Beschwerden schon eingeholt. Um sie aber heilen oder wenigstens ordentlich behandeln zu können, stehen gerade einmal 3 % der Gelder im Gesundheitssystem bereit.

Antwort 2: Da muss man wahrscheinlich sehr weit ausholen. Aber um nur die bekanntesten zu nennen – Suchterkrankungen wie Alkoholismus und Drogenabhängigkeit, Schlafstörungen – an denen mittlerweile ein Fünftel unserer Bevölkerung leiden soll, der Schönheitswahn der durch Magersucht seine extreme Ausdrucksform gefunden hat, oder eben das große Gebiet der Depressionen. Das Problem vieler dieser Erkrankung ist ja, dass man selbst oder mit Hilfe des Hausarztes herausfinden muss, das die teilweise körperlichen Symptome wie Rücken oder Kopfschmerzen oft ja nicht die eigentliche Erkrankung sind. Und wenn dafür so gut wie kein Geld zur Verfügung steht, dann kann der Arzt schlecht oder gar nicht eingreifen.

Antwort 3: Klar ist auf jeden Fall erst mal, dass diese Gruppe der Kranken weiter wächst. Stress im Alltag, Druck auf der Arbeit, Angst– all das sind Faktoren, die vielen, vor allem älteren Menschen schwer zu schaffen macht und da ist dann oft Depression der Ausdruck von einer zeitweisen Ausweglosigkeit. Beim Fachkongress des DGPPN wollen die Experten jetzt zum einen besser aufklären, wie man denn a) selbst besser erkennen kann, wo die Ursachen einer psychischen Erkrankung liegen und b) das die Behandlung dieser Volkskrankheiten auch als solche angesehen werden muss, und definitiv mehr Mittel dafür zur Verfügung stehen sollen.

Antwort: tschüss.

O-Ton: ---
Länge: 1:33 (3 Antworten)
Autor: Stefan Tappert

erstellt: 22.11.2005 
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