DGPPN Kongress 2011 | 23.11.11 - 26.11.11 | Berlin
Psychiatrie im Nationalsozialismus - Erinnerung und Verantwortung
2011 DGPPN Narrenturm1 Skaliert

Info: Prof. Dr. Frank Schneider, Präsident der DGPPN, hat sich dafür stark gemacht, das Thema Psychiatrie im Nationalsozialismus auf der diesjährigen Tagung in Berlin zu behandeln. In einem Symposium wird den Opfern der NS-Zeit gedacht. Verbunden wird die Veranstaltung mit einem Spendenaufruf der deutschen Ärzteschaft.
O-Töne über die Motivation dahinter, warum erst jetzt und was Psychiatrie im Dritten Reich mit dem heutigen Denken über psychiatrische Kliniken zu tun hat.

Anmoderation: Menschenexperimente, Zwangssterilisation, Folter. Es ist ein unschönes Thema, aber ein wichtiges: Psychiatrie im Nationalsozialismus. Viele Gräueltaten aus dem Dritten Reich sind bekannt. Doch nicht alle Fragen sind beantwortet. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) will die Opfer und ihre Angehörigen um Verzeihung bitten und sich außerdem für die Umgestaltung der Tiergartenstraße 4 in Berlin einsetzen, der ehemaligen Organisationszentrale der nationalsozialistischen Patiententötungen.
Prof. Dr. Frank Schneider, Sie sind der Präsident der DGPPN. Warum ausgerechnet jetzt das Thema Psychiatrie im Nationalsozialismus? Ist es nicht etwas spät?

O-Ton 1: "Die Psychiater ... im Nationalsozialismus haben schreckliche Verbrechen vollbracht ... Opfer wurden noch mal traumatisiert, weil sie nicht ernst genommen wurden ... im letzten Jahr Gedenkveranstaltung ... dieses Jahr wollen wir die Folgen beschreiben."

Zwischenmoderation: Im vergangenen Jahr hatten Sie Opfer der NS-Zeit eingeladen, sich entschuldigt und sie sprechen lassen. Was ist dieses Jahr geplant?

O-Ton 2: "Dieses Jahr stellen wir eine Spendenaktion vor ... Wanderausstellung, die wir aufbereiten lassen wollen, wo über das Thema Psychiatrie im Nationalsozialismus informiert wird."

Zwischenmoderation: Ohne zu sehr in die grausamen Details zu gehen: Wie müssen wir uns Psychiatrie im Dritten Reich vorstellen?

O-Ton 3: "Das kann man sich eigentlich gar nicht mehr vorstellen ... Psychiatrie war häufig Verwahrung ... psychisch Kranke ausgemerzt gehören, getötet werden müssen ... es wurden systematisch viele hundertausend ... zwangssterilisiert oder getötet."

Zwischenmoderation: Heute noch haben viele Menschen Horrorvorstellungen von einer Psychiatrie: Sie denken an Zwangsjacken und Zwangsmedikation. Meinen Sie, dass Psychiatrie im Dritten Reich das Denken heute mit beeinflusst?

O-Ton 4: "Gute Frage. Das ist eine 1:1-Korrelation ... dass viele Menschen das mitbekommen haben ... wenn ein Rauch raus kam, der gerochen, der nach Leichen gerochen hat ... umso wichtiger ist es aufzuklären ... das muss transparent sein."

Abmoderation: Vielen Dank Prof. Schneider, Präsident der DGPPN.

O-Ton: Prof. Dr. Frank Schneider, Präsident der DGPPN, 52074 Aachen
Länge: 3:33 (4 Antworten, kürzbar, einzeln einsetzbar)
Autor: Sarah Tschernigow

erstellt: 23.11.2011 
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