Pressekonferenz: China-Embargo bedroht Modebranche | 03.08.05 | Düsseldorf
Die deutsche Modebranche und das China-Embargo

Info: Weitere Informationen zum EU-Embargo für chinesische Pullover und ähnliche Produkte können Sie z.B. beim German Fashion Modeverband oder beim Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels BTE bekommen.

Anmoderation:
Wenn Sie für den kommenden Herbst einen Strickpulli gebrauchen können, sollten Sie ihn schon jetzt kaufen. Denn Pullis könnten schon bald teurer werden. Schuld daran – so sagen es die deutschen Modeexperten – ist die EU. Anfang des Jahres waren die Quoten für die Einfuhr von Textilien aus China weggefallen – aber schon im Juni gab es plötzlich wieder neue Quoten. Und die sind jetzt erschöpft, was bedeutet, dass keine chinesischen Pullis mehr in die EU kommen dürfen – Einfuhrstopp! Jörg Sauerwein hat sich für uns damit beschäftigt (und war auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf zu diesem Thema)...
Frage 1:
Wie kommt es denn jetzt so plötzlich zu einem rigorosen Einfuhrstopp?
Frage 2:
Das heißt, weil es in manchen Ländern noch mehr Pullis und ähnliche Mode vor Ort produziert wird, dürfen wir demnächst für die Pullis mehr Geld bezahlen?
Frage 3:
Na, das klingt ja mal wieder nach einem Thema, das manchen EU-Fan erfreuen wird. Muss man denn jetzt tatsächlich damit rechnen, dass die Pullis demnächst teurer werden – und zieht das Ganze noch für Konsequenzen nach sich?
Frage 4:
Und wie geht es jetzt weiter – gibt es da denn keinen Ausweg?

Die Antworten:
Antwort 1:
Tja, das hat so manchen Modemenschen wohl auch etwas überrascht. Die EU sagt, es seien in den ersten Monaten deutlich zu viele Kleidungsstücke aus China in die EU gekommen, deshalb habe man sich im Juni wieder auf Quoten verständigt. Und die Quote für Pullover ist Ende Juli aufgebraucht gewesen, was einen Einfuhrstopp zur Folge hat. Und jetzt haben viele Modeunternehmen ein Problem, das sie nicht absehen konnten, sagt Peter Boveleth, der Präsident des German Fashion Modeverbandes...
O-Ton Boveleth
Und das scheint der eigentliche Clou zu sein, denn zu der Entstehung der Zahlen hat mir Klaus Magnus, der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Textileinzelhandel folgendes gesagt:
O-Ton Magnus
Und dabei, so die Experten, geht es einigen EU-Ländern darum, die eigene produzierende Modeindustrie zu schützen.

Antwort 2:
So könnte man es nach Ansicht der Fachleute wohl formulieren. Uwe Schröder ist zum Beispiel der Vorstandsvorsitzende der Tom Tailor AG – und er sieht es genau so...
O-Ton Schröder
Und ähnlich sieht es auch Klaus Magnus, der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Textileinzelhandel...
O-Ton Magnus

Antwort 3:
Das ist nicht gerade unwahrscheinlich. Ich habe zum Beispiel mit Gerhard Weber gesprochen – vielen eher unter dem Namen Gerry Weber bekannt...
O-Ton Weber
Und auch Uwe Schröder, der Chef des Modeunternehmens Tom Tailor, sieht die steigenden Preise kommen – und noch einiges mehr...
O-Ton Schröder
Und dazu kommt noch, sollte die EU den momentanen Kurs nicht korrigieren, dann kann man damit rechnen, dass bald auch noch andere Bereiche betroffen sind. Denn in einigen Wochen könnte zum Beispiel auch die Quote für Hosen erfüllt sein und das würde dann ebenfalls einen Einfuhrstopp bedeuten.

Antwort 4:
Die deutsche Modebranche hofft natürlich, dass es doch noch einen Ausweg geben könnte. Es ist zum Beispiel die Rede davon, dass man bei den Pullovern hergeht und schon einen Teil der für 2006 zugelassenen Quote in dieses Jahr vorzieht und damit wenigstens die Ware, die bereits unterwegs oder sogar schon in Deutschland in Zolllagern liegt, ausgeliefert werden kann. Denn die ist auch schon häufig bezahlt und das könnte vor allem für kleinere Unternehmen ein Problem werden. Eine andere Möglichkeit wäre, dass zumindest die Ware ausgeliefert werden darf, für die die Lieferverträge vor Eintreten der Quotenregelung im Juni unterschrieben wurde. Der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Textileinzelhandels Klaus Magnus...
O-Ton Magnus
Auf jeden Fall laufen im Moment Gespräche mit dem Bundeswirtschaftsministerium, mit der EU und die Verbände und Unternehmen bereiten sich auch schon darauf vor, gegen die EU zu klagen.

O-Ton: Peter Boveleth, Vizepräsident, German Fashion Modeverband;
Klaus Magnus, Präsident, Bundesverband Deutscher Textileinzelhandel BTE;
Uwe Schröder, Vorstandsvorsitzender, Tom Tailor AG;
Gerhard Weber, Vorstandsvorsitzender GERRY WEBER International AG, Halle/Westfalen
Länge: 4:59 (4 Antworten, divers kürzbar und einzeln einsetzbar)
Autor: Jörg Sauerwein

erstellt: 03.08.2005 
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