Info: Robert Enke hat sich vor einem Jahr das Leben genommen, weil er mit dem Druck nicht mehr umgehen konnte, depressiv wurde und Angst um seine Karriere hatte. Was genau ein solcher Druck bedeutet, berichtet die Schwimmerin Petra Dallmann.
Anmoderation: Im Leistungssport sind psychische Erkrankungen gar nicht gern gesehen. Oft heißt es noch: Nur wer mental und seelisch fit ist, schafft es aufs Siegertreppchen. Spätestens der Tod von Robert Enke hat gezeigt, was für dramatische Folgen diese Haltung haben kann. Petra Dallmann, heute 32, war Schwimmweltmeisterin im Freistil und weiß genau, unter welchem Druck Spitzensportler stehen. Frau Dallmann, Sie sind sicher eine Ausnahme, weil Sie "erst" mit 19 Jahren im Leistungssport anfingen. Wie aber sieht für Profis so eine 60-Stunden-Woche genau aus?
O-Ton 1: "Meine Vereinskollegen ... beginnen 5:45 Uhr früh mit dem Training ... gehen um 7 nach hause ... Physiotherapie, Ernährungsberatung. Die zeitliche Belastung ist enorm."
Zwischenmoderation: Da bleibt keine Zeit für Klassenfahrten, Partys und die Familie. Kommt die Motivation für solch einen Stress wirklich von sich aus oder werden die meisten von ihren Eltern genötigt?
O-Ton 2: "Die Motivation muss von einem selbst kommen ... Eltern unterstützen ... sind stolz ... manche Eltern sind übermotiviert ... eher die Ausnahme."
Zwischenmoderation: Können Sie beschreiben, welchem Druck Sie ausgesetzt waren?
O-Ton 3: "Den größten Druck macht man sich selbst ... wurde mit den Jahren mehr ... auch finanziell ... wenn ich keine Medaille gewonnen hätte, wäre die Förderung versiegt ... Ausgleich bekommen musste."
Zwischenmoderation: Haben Sie im Laufe Ihrer Karriere mit psychischen Erkrankungen zu tun gehabt?
O-Ton 4: "Ich habe nie ... körperlich überlastet ... psychisch ging es mir immer gut ... hatte immer ein zweites Standbein ... das können viele nicht."
Zwischenmoderation: Sie appellieren ja auch an junge Sportler, sich nebenbei noch ein zweites Standbein aufzubauen. Wie aber soll das gehen bei der 60-Stunden-Woche, die Sie eben beschrieben haben?
O-Ton 5: "Es braucht viel Disziplin... da braucht man doppelt so lang... Stiftung deutsche Sporthilfe, die die duale Bildung vorantreibt."
Zwischenmoderation: Sind Sportler nicht auch selber Schuld an ihrem Schicksal? Ich meine, warum tut man sich so was an?
O-Ton 6: "Ich hab mich klar dafür entschieden ... jeden Tag wieder ... herumgereist ... Momente des Erfolgs ... das entschädigt für ganz viel ... heute ... man hat nicht mehr die Anspannung ... auch was Schönes."
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