DGPPN Kongress 2010 | 24.11.10 - 27.11.10 | Berlin
Sind Migranten anders krank?

Info: Ein Kollegengespräch über die Frage, ob Migranten anders krank sind als Nicht-Migranten und wie man sie unterstützen kann, damit Gesundheitsangebote sie besser erreichen.

Anmoderation: Spätestens seit Sarrazins Thesen ist das Thema Integration und Migration in aller Munde. Es wird darüber gestritten, wer sich nicht und warum nicht anpassen will, wer Integration verhindert. Worüber keiner spricht, das ist sind psychische Erkrankungen bei Migranten und die Schwierigkeit, diese mit der richtigen Behandlung zu erreichen.

Frage 1: Messe-Reporterin Sarah Tschernigow (sprich: Tschernigoff) hat mit verschiedenen Wissenschaftlern auf dem DGPPN Kongress gesprochen. Sind Migranten anders psychisch krank als Nicht-Migranten?

Frage 2: Was sollte man tun, um Migranten zu unterstützen?

Abmoderation:
Danke Sarah Tschernigow, derzeit auf dem DGPPN Kongress in Berlin unterwegs.

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Antwort 1: Es gibt keine wirklich guten Untersuchungen darüber die feststellen, dass bestimmte Erkrankungen bei Migranten stärker oder schwächer vertreten sind, als bei Nicht-Migranten. Früher hat man erst gedacht, Migranten sind weniger krank, weil man gezielt junge, gesunde Männer als Gastarbeiter ins Land geholt hat. Was man aber mit Sicherheit sagen kann, es gibt Unterschiede in der Behandlung. Viele der Angebote erreichen Migranten gar nicht. Was oftmals kulturell begründet ist, sagt Prof. Dr. Andreas Heinz, er ist Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité Berlin.
O-Ton
Und viele Migranten haben laut Andreas Heinz schlechte Erfahrungen gemacht, sie fühlen sich ausgeschlossen und trauen dem Gesundheitssystem nicht. Das Sprachproblem ist nur sekundär.

Antwort 2: 
Zum einen, so meint zumindest Prof. Heinz, muss es finanzielle Unterstützung für Dolmetscher geben. Zum anderen aber plädiert er vor allem dafür, dass mehr Migranten im Gesundheitssystem eingestellt werden.
O-Ton
Letztlich sagt er, sollte man sich mehr Zeit nehmen, um sich mit Migranten auseinanderzusetzen. Weil es ja hochinteressant ist, sich anzuhören, wie genau Krankheitssymptome wahrgenommen werden.

O-Ton: Prof. Dr. med. Andreas Heinz, Direktor Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Charité, 10117 Berlin
Länge: 1:48 (2 Antworten mit Tönen)
Autor: Sarah Tschernigow

erstellt: 23.11.2010 
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