Info: Prof. Dr. Frank Schneider, Präsident der DGPPN, hat sich dafür stark gemacht, das Thema Psychiatrie im Nationalsozialismus als Thementag auf der diesjährigen Tagung in Berlin zu behandeln. In Diskussionen und Lesungen wird den Opfern des Dritten Reiches gedacht. O-Töne über die Motivation dahinter, warum erst jetzt und was das bewirken soll.
Anmoderation: Es ist ein unschönes Thema, aber ein wichtiges: Psychiatrie im Nationalsozialismus. Viele Gräueltaten aus dem Dritten Reich sind bekannt: Menschenexperimente, Zwangssterilisation, Folter. Doch nicht alle Fragen sind beantwortet. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) will den Opfern der Institutionen des Dritten Reiches gedenken. Die Veranstaltung wird im Internet via Live-Stream übertragen. Prof. Dr. Frank Schneider, Sie sind der Präsident der DGPPN. Warum ausgerechnet jetzt das Thema Psychiatrie im Nationalsozialismus?
O-Ton 1: "Das hätte man schon vor 65 Jahren machen können ... wir haben dafür keine gute Erklärung ... wir haben uns schon immer damit befasst ... das Neue ... eine zentrale Gedenkveranstaltung ... von unserer Seite wollen wir um Verzeihung bitten."
Zwischenmoderation: Die einen können das Thema, salopp gesprochen, "nicht mehr hören", die anderen sagen, man kann sich nicht genug darüber unterhalten. Wie sieht es in der Wissenschaft aus? Ist Psychiatrie und Nationalsozialismus noch wichtiger Forschungsgegenstand?
O-Ton 2: "Es ist ein großer Forschungsgegenstand ... haben einen Forschungsauftrag vergeben ... wo die Rolle der Psychiatrie im Dritten Reich untersucht wird."
Zwischenmoderation: Es stellt sich nur die Frage, was genau wird untersucht? Schließlich ist über Psychiatrie im Dritten Reich schon vieles bekannt: Menschenexperimente, Zwangssterilisation ...
O-Ton 3: "Es ist völlig unklar, wie die psychiatrischen Verbände im Nationalsozialismus sich positioniert haben ... Die Gesellschaft hat sich nie gegen Tötung von psychisch Kranken ausgesprochen ... was wir heute vorzuwerfen haben."
Zwischenmoderation: Bei der Gedenkveranstaltung am Freitag (26.11.) wird aus Zeitdokumenten und Briefen gelesen, Opfer kommen zu Wort. Was erhoffen Sie sich davon?
O-Ton 4: "Das ist ja nicht nur eine Gedenkveranstaltung, sondern ein großer wissenschaftlicher Teil ... ins Bewusstsein rufen, was passiert ist ... versuchen zu lernen, dass solche Dinge nicht noch mal passieren."
Abmoderation: Vielen Dank Herr Prof. Schneider, Präsident der DGPPN. Die Gedenkfeier findet am Freitag, den 26.11. in Berlin statt. Das erste Gespräch beginnt um 8:45. Und es soll eine Live-Übertragung im Internet geben. Alle Informationen finden Sie auf der Homepage der DGPPN.
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