the gallery 2015 (Frühjahr) | 30.01.15 - 02.02.15 | Düsseldorf
Neue Unübersichtlichkeit: die Probleme des Modehandels
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Info: Von der Öffentlichkeit wenig beachtet sind im vergangenen Jahr einige Modehersteller und Händler in Probleme geraten. Erst die Meldung, dass die Kette Mexx Pleite ist, platzte ins Weihnachtsgeschäft. Im Kollegengespräch mit O-Tönen einer Modehändlerin und eines Modeagenten geht es um die Ursachensuche. Die finden sich unter anderem in der stark gewachsenen Zahl der Modelabels, bei Fehlern einiger Händler und einem wachsenden Überangebot.

Anmoderation: Gloriette, Edsor Kronen und Mexx - das sind drei der großen Insolvenzen von Modeherstellern und Händlern. Das Jahr 2014 war für die Branche schwierig. Auf der Düsseldorfer Modemesse the gallery hat unser Messereporter Harald Schönfelder mit Dominik Meuer, Leiter einer Modeagentur, und Isabel Brodt, Besitzerin einer Modeboutique mit mehreren Filialen, gesprochen.

Frage 1: Harald, welche Gründe sehen die beiden denn für die schweren Zeiten?

Frage 2: Nun sind die großen Modeevents in diesem Jahr ja ziemlich gut gelaufen. Widerspricht das dem nicht?

Frage 3: Das heißt, wer überleben will, der muss sein Angebot zusammenstreichen?

Abmoderation: Und von denen werden nur die überleben können, die sich auf das konzentrieren, was sie wirklich können. Nach einigen Pleiten von Modeherstellern und Filialisten ist unser Messereporter auf der Messe the gallery auf Ursachensuche gegangen.

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Antwort 1: Generell ist das ein Mix aus einigen Einflüssen. Zum einen war da das Wetter. Die ersten Wintermonate des Jahres waren für die Verkäufer von warmen Mänteln und Jacken ein ziemlicher Ausfall. Der Frühling war viel zu warm, der Sommer erst heiß, dann feucht. Und der Herbst hat den Sommer nachgeholt. Deshalb sagt Dominik Meuer, der Leiter der Modeagentur "Hinterhofagentur", auch.
O-Ton
Und dieser Winter war ja bis auf ein paar kalte Tage auch nicht so der Brüller für die Verkäufer warmer Kleidung. Aber er sieht auch andere Faktoren, zum Beispiel die Krisen in der Welt.
O-Ton
Wer jetzt in den großen Ketten und eher preiswert einkauft, der wird davon wahrscheinlich weniger bemerkt haben. Aber in den eher teuren Geschäften scheint das für die Kundschaft eine Rolle zu spielen.

Antwort 2: Auf den ersten Blick ja. The Gallery in Düsseldorf hat ziemlich zugelegt, die Berliner Veranstalter freuen sich über so viele Modelabels wie noch nie auf ihren Shows. Das ist so. Aber da versteckt sich ein Problem für den Handel, sagt Isabel Brodt, die ihre Boutique Identità Italiana in Köln und Düsseldorf betreibt.
O-Ton
Und Dominik Meuer hat ihr da sekundiert. Das ist jetzt erstmal für den Laien widersprüchlich. Denn im Prinzip funktioniert das Geschäft schon seit ewigen Zeiten auf diese Weise. Doch der Markt ist durch viele kleine Labels ziemlich unübersichtlich geworden. Die Kunden kennen sich da inzwischen besser aus, sagen beide. In der Branche könnte noch mehr passieren, schätzt Dominik Meuer.
O-Ton
Dran glauben könnten dann die, die nach dem Karstadt-Prinzip arbeiten, also eine breite Palette in einem Haus anbieten.

Antwort 3: Im Prinzip heißt es das. In der Mode gibt es derzeit zwei Bereiche, denen es gut geht, schreibt die Wirtschaftsberatung McKinsey. Zum einen sind das die Modediscounter, zum anderen sind es die Luxushändler. Dazwischen liegen die Probleme, in der Preisklasse von Hugo Boss, sage ich mal. Für die Hersteller und deren Händler, sagt McKinsey, wird es hart, wenn sie nicht digitalisieren oder sich auf das beschränken, was sie wirklich können. Oder in den Worten von Dominik Meuer:
O-Ton
Einen weiteren Grund nennt die Wirtschaftsberatung Deloitte. Sie hat sich die neuen und großen Einkaufszentren angesehen und nachgerechnet, welche Mengen an neuen Geschäften auf den Markt drängen. Für den Bereich Mode ist die Zahl der Läden in Deutschland von 38.000 auf 53.000 gewachsen, in nur sechs Jahren. Dabei sind die Ausgaben der Kunden nur um 1 % gewachsen. Das heißt, die vielen Geschäfte graben sich auch gegenseitig das Wasser ab.

O-Ton: Isabel Brodt, Identità Italiana, 40213 Düsseldorf;
Dominic Meuer, Manager, Die Hinterhofagentur, 80336 München
Länge: 3:32 (3 Antworten / 5 O-Töne kürzbar, einzeln und individuell einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 31.01.2015 
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