New Energy Husum 2013 | 21.03.13 - 24.03.13 | Husum
Strafzölle für chinesische Solarmodule? Viele Firmen sagen "NEIN Danke!"
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Info: Er soll die europäischen Hersteller von Solarmodulen vor Preisdumping schützen, ein Strafzoll auf chinesische Solarmodule. Diese sind teils deutlich billiger, als zum Beispiel deutsche Anlagen. Auf den ersten Blick klingt die Idee gar nicht schlecht und so prüft die EU derzeit die Möglichkeit eines Strafzolls. Aber ist das wirklich der richtige Weg? Wir haben uns auf der NewEnergy in Husum umgehört und Meinungen gesammelt.

Anmoderation: Das Thema Strafzölle für chinesische Solarmodule spaltet dieser Tage die Solarbranche. Angestoßen von europäischen Solarfirmen, die im erbitterten Preiskampf mit der Konkurrenz aus China Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht hatten, treibt die Europäische Union ihr Anti-Dumping-Verfahren nun immer weiter voran. Seit dem 6. März gilt eine Registrierpflicht für entsprechende Importe aus der Volksrepublik. China hatte allein 2012 Solar-Komponenten im Wert von 21 Milliarden Euro in die EU exportiert. Wann und ob die Strafzölle nun eingeführt werden, bleibt offen. Viele Firmen, die Photovoltaikanlagen planen und installieren, sind deshalb verunsichert und besorgt. Sie befürchten durch einen entsprechenden Schritt weitreichende Folgen. Wir haben uns dazu auf der New Energy Husum, der Leitmesse für erneuerbare Energien umgehört.

O-Ton 1:  „Heißt natürlich, dass Preise teurer werden… Strafzölle kommen für Endverbraucher obendrauf… müssen sehen, wie wir damit umgehen…“

Zwischenmoderation: Es reicht, findet Doris Ipsen, Geschäftsführerin bei der S.A.T. Sonnen- und Alternativtechnik in Struckum. Sinkende Fördergelder für Photovoltaikanlagen, die aktuelle Diskussion um weitere Subventionskürzungen haben die Branche schon genug gebeutelt. Alles, weil die europäischen Firmen und die deutsche SolarWorld sich durch ihre Beschwerde mehr Umsatz erhoffen, glaubt Albert Klaas Geschäftsinhaber der Solaranlagen-Installationsfirma Elektro-Klaas. Seiner Meinung nach ein Trugschluss.

O-Ton 2: „Meiner Ansicht nach wird das nicht so sein.., Module von den namhaften Herstellern sind gleichwertig… deutsche Importeure, die dort Fabriken angemietet haben oder produzieren, werden weiter gut verkaufen... denke nicht, dass sich Preisvorteil für die deutschen Hersteller so niederschlägt“

Zwischenmoderation: In den USA gelten bereits solche Solarmodul-Strafzölle, In Europa könnten diese noch drastischer ausfallen. Bezahlen muss das nach Ansicht von Albert Klaas letztendlich der Kunde und dadurch auch der Betrieb, wenn sich die Frage stellt: Inwieweit lohnt sich Solarenergie überhaupt noch?

O-Ton 3: „Werden schwieriger verkaufen können… Margen werden geringer… Wir müssen teurer einkaufen.. Endkunde muss wieder mehr bezahlen… Markt wird schrumpfen, Arbeitsplätze wird es kosten… wo Kosten gesenkt werden, isses natürlich beim Personal.“

Zwischenmoderation: Auch die Allianz für bezahlbare Solarenergie zeichnet ein düsteres Bild. Je nach Höhe der Strafzölle wären demnach innerhalb von drei Jahren allein in Deutschland bis zu 84.700 Jobs in Gefahr. Grund: Einbrechende Nachfrage – weniger Installation und Wartung. So wirklich glauben, dass die Strafzölle eingeführt werden, wollen viele Firmen aber nicht. Dazu gehört auch Doris Ipsen.

O-Ton 4: „Weil auch wir ein Exportland sind... denke an die Automobilindustrie… wenn ich sehe, was hier produziert wird, kann ich mir nicht vorstellen, das wir anfangen uns gegenseitig auf verschiedene Produkte Strafzölle zu erheben. Ich kann es mir nicht vorstellen.“

Zwischenmoderation: Nicht nur viele Firmen, auch der Vorstandsvorsitzenden des Kompetenznetzwerk Nachhaltige Mobilität Stephan Schwartzkopff findet: Strafzölle sind ein falsches Zeichen für die Branche:

O-Ton 5: „Deswegen vorsichtig… gemeinsame Lösung mit den Chinesen… Monitoring und Qualitätsstandards… das relativiert dann auch den chinesischen Preis … deutsche Hersteller müssen auf Niveaus kommen, um sich am Markt halten zu können… vielleicht eher durch Knapphalten von Förderungen und Zöllen... tatsächlich hervorzurufen.“

Zwischenmoderation: Ein Ende, ein Sterben der Branche befürchtet der Experte nicht. Aber er spricht Klartext:

O-Ton 6: „Die, die lebendig sind aus eigener Kraft, werden nicht sterben… vielleicht Geschäft ins Ausland verlegen… die anderen, die nur auf Subventionen und Schutzölle spekulieren, sind vielleicht gar nicht lebensfähig… vielleicht darf auch etwas sterben, was sich nicht aus eigener Kraft am Markt halten kann…“

Abmoderation: Die schwebende Entscheidung der EU um ein Für oder Wider von Strafzöllen auf chinesische Solarmodule bewegt eine ganze Branche. Wirklich beliebt scheint die Idee nicht. Fast 85.000 Arbeitsplätze seien gefährdet.

O-Ton: Doris Ipsen, Geschäftsführerin S.A.T. – Sonnen- und Alternativtechnik GmbH & Co KG, 25821 Struckum;
Albert Klaas, Geschäftsinhaber Elektro-Klaas, 25767 Albersdorf;
Stephan Schwartzkopff, Vorstandsvorsitzender Kompetenznetzwerk Nachhaltige Mobilität, 10117 Berlin
Länge: 2:30 (6 Töne, kürzbar und einzeln einsatzbar)
Autor: Jana Fink

erstellt: 22.03.2013 
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