Info: Die Auftragslisten werden länger, die Lieferzeiten aber auch. Der Werkzeugmaschinenindustrie geht es so gut wie schon lange nicht mehr. Sie ist der heimliche Motor der deutschen Wirtschaft. Hier werden all die kleinen Teilchen hergestellt, damit Autos, Flugzeuge, Schienen, Zahnersatz und unzählige Produkte Realität werden können. Aber die Branche krankt an ihrem eigenen Erfolg, denn es gibt kaum noch Menschen, die das Plus an Arbeit übernehmen können. Die teils verzweifelt anmutenden Versuche, neue Mitarbeiter zu rekrutieren, haben wir in diesem Beitrag dargestellt.
Anmoderation: Es ist ein fast paradoxes Bild, das sich zurzeit an manchem Messestand in Düsseldorf zeigt. Hier hat sich die Werkzeugmaschinenindustrie auf der METAV versammelt und präsentiert ihre neusten Maschinen und Techniken, um kleinste Zahnräder und die stabilsten Bohrer vorzuführen. Und eigentlich jeder buhlt auf so einer Messe um Aufträge und Verkäufe. Statt Unterschriften unter Verträge zu setzen, drücken immer mehr Unternehmen aber lieber vorsichtig auf die Bremse. Sie würden gerne mehr herstellen, es mangelt aber an einer Ressource, die sich nur schwer einkaufen lässt. Der Branche gehen langsam die Mitarbeiter aus.
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Beitragstext: O-Ton Atmo Wo früher Hammer auf Metall knallte und Bohrmaschinen heiß liefen, flitzen heute kleine Roboterarme hinter Sicherheitsglas. Der Industrie - konkret der Werkzeugmaschinenindustrie geht es so gut, wie seit langem nicht mehr. Plus 33 Prozent Umsatz, in nur einem Jahr, rechnet der Verein der Werkzeugmaschinenindustrie vor. Aufträge sind genug da, die Rohstoffe dürften auch noch eine Weile reichen - es mangelt jedoch an Arbeitskräften. Eine eigens gegründete Nachwuchsstiftung um Peter Bole vom VDW soll junge Menschen für einen Beruf in der Branche neugierig machen O-Ton Ganz modern, per Sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter. Eben da, wo sich die jungen Menschen heutzutage herumtreiben. Die Not ist so groß, dass sich der Verein sogar auf lernschwache Jugendliche einschießt. In einem Pilotprojekt in Nordrhein-Westfalen sollen vorerst 30 schulisch auffällig gewordene Jugendliche ausgebildet werden. Hat das Projekt Erfolg, soll es auf ganz NRW ausgeweitet werden. Und es gibt noch ein Indiz für den Fachkräftemangel: Die Firmen scheuen nicht davor zurück, auch wieder ältere Mitarbeiter zu gewinnen. Erhard Böhm von der Spinner GmbH aus Bayern sieht die Vorteile, die ältere Semester mit in den Beruf bringen. O-Ton Rund 600 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen in Deutschland und in der Türkei. Die letzte Entlassung gab es vor zwei Jahren. Dennoch lassen sich offenbar viele mögliche Mitarbeiter von dem Image der Branche abschrecken. In der Vorstellung vieler klebt das Bild eines schmutzigen Arbeitsplatzes, wie Öl an den Händen. Dabei habe sich in den vergangenen Jahren viel in puncto Sicherheit und Sauberkeit getan, betont Wolfgang Liebrich von der Heller GmbH, einem Werkzeugmaschinenhersteller. O-Ton Trotz der Vorkehrungen, einmal duschen sollte nach jedem Arbeitstag anstehen, denn ohne Staub und Dreck geht es kaum. Wer damit kein Problem hat, kann als Industriemechaniker, je nach Tarifvertrag, nach fünf Jahren im Job mit knapp 4.000 Euro brutto rechnen. Patrick Pröbsting Redaktion ... Düsseldorf |