Info: Wie fasste Picasso in Deutschland Fuß? Über einen jüdischen Herrenschneider, der in Deutschland 1909 mit einem Opernsänger eine Galerie gründete. Und fortan bis zum Zweiten Weltkrieg der versierteste Händler für Picassos und van Goghs in Deutschland war und schon 1934 Bilder aus jüdischem Besitz vor den Nazis rettete. Und wieso musste Gerhard Richter in den 60er Jahren 30 Bilder in 12 Monaten herstellen? Ein Beitrag über die Rolle der Galeristen in der Kunst mit dem Wissenschaftlichen Leiter des Zentralarchivs des Internationalen Kunsthandels.
Anmoderation: Was ist eigentlich ein Galerist für einer? Für die meisten von uns nicht mehr als ein Bilderverkäufer. Falsch. Die Cologne Fine Art & Antiques geht mit einer Sonderschau der Leistung berühmter Galeristen nach: Und danach sind sie Talentscouts, Mäzene, Geschäftsleute und Kunstliebhaber mit Herzblut in einem. Katrin Brodherr hat sich überzeugt.
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Beitragstext: Wie fasste eigentlich Picasso in Deutschland Fuß? Ganz einfach: Über einen jüdischen Herrenschneider. Justin Tannhauser gründete 1909 in München mit einem Opernsänger eine Galerie und zeigte schon vier Jahre später eine große Retrospektive des spanischen Ausnahmekünstlers, erzählt Günter Herzog vom Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels, ZADIK, in Köln: O-Ton Auch für van Goghs wird Tannhauser in München schnell die erste Adresse in Deutschland. Und damit nicht genug: schon 1934 fängt der Galerist an, Kunst aus jüdischem Besitz vor den Nazis zu verstecken. Mit einer Art doppelter Buchführung schafft er Gemälde aus dem Besitz der Berliner Bankiersfamilie Mendelssohn Bartholdy zu Ausstellungen in Übersee, zum Beispiel nach Argentinien. Darunter O-Ton Ohne Justin Tannhauser gäbe es diese Kunstwerke heute nicht mehr. Auch andere Galeristen bewiesen Mut. Zum Beispiel, weil sie ihrer Zeit weit voraus waren und für „ihre" Künstler große finanzielle Risiken eingingen. Heiner Friedrich beispielsweise nahm schon 1966 einen damals noch vollkommen unbekannten Künstler unter Vertrag. Gerhard Richter. O-Ton Aber der Vertrag war nicht ohne: Für 72.000 D-Mark im Jahr musste Richter 30 Bilder abliefern. Also im Schnitt alle 12 Tage eines. O-Ton Trotzdem wurde dieser Vertrag Teil eines Gerichtsstreits und letztlich dort aufgehoben. Grund: na klar: das liebe Geld. Günter Herzog vom ZADIK hat ein Beispiel. O-Ton Ein Wert, von dem natürlich auch der Künstler gerne profitieren möchte. Günter Herzog hat dafür Verständnis. O-Ton Wer mehr über das spannende Verhältnis von Künstlern und Galeristen erfahren will, die Ausstellung des ZADIK ist noch bis einschließlich Sonntag geöffnet. Katrin Brodherr, Köln - aus Köln: Katrin Brodherr.
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