Olympische Sommerspiele 2004 Athen | 20.08.04 - 24.08.04 | Düsseldorf
Kollegengespräch: "Resümee zu Athen 2004 - Organisation, Sicherheit und Verkehr - einwandfrei"

Anmoderation: Das hat wohl kaum jemand geglaubt, dass die Griechen bis zum Beginn der olympischen Spiele alles fertig bekommen und alles reibungslos funktionieren wird. Aber die Wettkämpfe laufen, die Sportler sind begeistert und von größeren Ausfällen irgendwelcher Art ist nichts zu hören.
Frage 1: Jörg Sauerwein ist einer unserer Reporter in Athen, wie ist denn Dein Eindruck – haben die Griechen die Spiele tatsächlich so einwandfrei organisiert?
Frage 2: Man liest und hört ja viel über die enormen Sicherheitsmaßnahmen – eine Milliarde Euro sollen die Griechen sich die Sicherheit bei den Spielen kosten lassen. Wie wirkt das Ganze auf Dich?
Frage 3: Athen ist ja eigentlich bekannt für seinen chaotischen Verkehr – in Reiseführern wird ja oft dringend davon abgeraten, dass man selbst Auto fährt, wie hast Du das erlebt?
Frage 4: Dein ganz persönliches abschließendes Resümee?

Der Text der Antworten
Antwort 1: Ich muss ehrlich zugeben, dass ich vor meiner Anreise doch auch so meine Zweifel hatte, ob alles reibungslos läuft, aber das tut es. Die olympischen Spiele in Athen machen nicht nur wegen toller Wettkämpfe Spaß, die gesamte Organisation scheint doch sehr gut zu laufen. Toll ist zum Beispiel, dass man sich eigentlich nirgendwo allein fühlt, denn sobald man etwas hilflos wirkt, kommt direkt einer der 43 Tausend freiwilligen Helfer auf einen zu und hilft. Diese so genannten Volunteers, die natürlich die unterschiedlichsten Sprachen sprechen, aber in jedem Fall auch immer englisch, sind alle komplett auf eigene Kosten in Athen – und bei denen spürt man richtig die olympische Idee des Dabeiseinwollens - die haben alle einfach Spaß daran. Toll sind auch so Kleinigkeiten, dass bestimmte Preise festgesetzt wurden – eine Halbliter-Flasche offizielles Olympia-Wasser zum Beispiel kostet an den Stadien gerade mal 50 Cent. Da bleibt das Ganze auch noch erschwinglich. Und auch Tickets für die Wettkämpfe konnte man überall in der Stadt durchaus schon für zehn Euro bekommen. Ich persönlich habe nichts entdeckt, wo ich hätte feststellen müssen, das etwas schlecht organisiert gewesen wäre...
Antwort 2: Was ich persönlich sehr angenehm fand, war die Tatsache, dass man nicht das Gefühl hatte, in einer militärisch besetzten Stadt zu sein. Militär und Polizei sind zwar zu sehen, das Ganze aber durchaus dezent. Nur die Überwachungszeppeline über Athen erinnern mit ihrem Brummen die ganze Zeit daran, dass doch so etwas wie Ausnahmezustand herrscht. Natürlich gibt es überall Sicherheitsschleusen wie man sie vom Flughafen her kennt. Das klappt aber meistens sehr reibungslos und zügig, nur wenn man wie ich ein Aufnahmegerät und ein Mikrofon im Rucksack hat, dann wird man immer angehalten, weil das unter dem Röntgengerät schon etwas verdächtig aussieht. Auch am Deutschen Schiff muss man durch entsprechende Kontrollen und im Deutschen Haus wurde sogar zum ersten Mal ein biometrisches System bei den Ausweisen eingesetzt. Lars Wismer von der Messe Düsseldorf, die das Deutsche Haus organisiert hat...
Wissmer
Egal, wo man sich befindet, mein persönlicher Eindruck ist, dass die Menschen hier nicht wirklich Angst haben, weil Sicherheit schon sehr groß geschrieben wird.
Antwort 3: Selbst Autofahren ist tatsächlich so eine Sache. Da herrschen südländische Verhältnisse auf den Straßen, an die wir uns wahrscheinlich nicht so einfach gewöhnen können. Rote Ampeln interessieren da zum Beispiel nicht jeden. Aber man muss auch gar nicht selbst fahren. Die Züge und Straßenbahnen sind sehr günstig, für eine Tageskarte zahlt man keine 3 Euro und kann durch ganz Athen fahren, Taxifahrten sind ebenfalls viel günstiger als bei uns. Wir sind einmal mit mehreren Kollegen über eine Stunde durch Athen gefahren und haben am Ende 19 Euro bezahlt. Für normale Fahrten kann man durchaus auch mal drei vier Euro zahlen – es geht allerdings auch teurer, wenn man entweder in einer klimatisierten S-Klasse fahren will oder aber mit dem Fahrer nicht vorher über den Preis spricht. Und zwischen den Wettkampforten gibt es für Besucher mit Wettkampfticket sogar tolle kostenlose Buslinien, die alle paar Minuten fahren – klimatisiert versteht sich, was bei 40 Grad Außentemperatur sehr angenehm ist. Und dann muss man in Sachen Verkehr noch sagen, dass bis zum letzten Wochenende noch Ferien waren und viele Athener gar nicht in Athen waren, so dass auf den Straßen verblüffend wenig los war. In dieser Woche ist das schon wieder etwas anderes... aber da gibt es dann zum Beispiel die Olympic Lane – eine eigene olympische Straßenspur, die fast überall in der Stadt ausgewiesen ist und dürfen nur entsprechende Busse oder Autos mit Genehmigung fahren, so dass auch Sportler und Besucher immer pünktlich zu den Wettkampforten kommen können...
Antwort 4: Athen 2004 sind trotz aller vorhergegangenen Unkenrufe toll organisierte Spiele, sicherlich ist die eine oder andere Kleinigkeit nicht ganz so fertig geworden, wie man es geplant hatte, aber davon merken Zuschauer und Sportler gar nichts. Die Menschen in Athen sind wahnsinnig freundlich und man hat das Gefühl, dass alle daran teilhaben wollen, dass es schöne Spiele sind. Und obwohl sowohl die Sprache als auch die Schrift einem nicht gerade das Gefühl geben, zuhause zu sein, fühlt man sich aber nirgendwo so richtig fremd, weil alle, die ich getroffen habe, sehr hilfsbereit waren. Und die olympischen Besucher untereinander haben einen Riesenspaß zusammen, man lernt Menschen aus aller Welt kennen, die friedlich ganz olympisch einfach dabei sein wollen...

O-Ton: Lars Wismer, Projektkoordinator, Messe Düsseldorf
Länge: 4:32 (4 Antworten, an diversen Stellen leicht kürzbar)
Autor: Jörg Sauerwein

erstellt: 24.08.2004 
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