MEDICA / COMPAMED 2016 | 14.11.16 - 17.11.16 | Düsseldorf
Epilepsie, Diabetes, Muskelschwäche: Wearables helfen Kranken
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Info: Wearables helfen inzwischen etlichen schwer kranken Menschen, besser mit ihren Leiden zu leben. Ein Handschuh, der schwache Muskeln verstärkt, eine Smartwatch, die bei epileptischen Anfällen Helfer alarmiert oder eine App zur genauen Messung der Blutzuckerwerte gehören dazu. Die Geräte sind meist lernfähig und können ihre Aufgabe mittelfristig gesehen genauer erfüllen als der Mensch es könnte.

Anmoderation: Wearables haben eine große Zukunft vor sich. Ob sie ihren Siegeszug im Freizeitbereich fortsetzen können, ist eine Frage. Auf der Medica in der Messe Düsseldorf stehen andere Fragen im Mittelpunkt: Wie können Wearables bei schweren Erkrankungen helfen? Sind sie für die Prävention tauglich? Eine kleine Auswahl haben wir uns angesehen. Aus Schweden zum Beispiel kommt ein bionischer Handschuh, ein echtes Wearable also. In dem Handschuh stecken Sensoren, die erfassen, was ihr Träger mit wie viel Kraft anfasst. Dann, sagt Anett Grusser-Pettersson, Merketing Managerin von Bioservo, verstärken sie den Griff.

O-Ton 1: "Zum Beispiel, man kann es zum einen bei Leuten anwenden, die Muskelschwäche haben ... zum Beispiel in der Industrie, wenn jemand einen Bohrer oder ein schweres Werkzeug in der Hand hat ... damit kann man eben vorbeugen ... Oder man kann es anwenden, wenn man schon eine schwache Hand hat und Stärke und Ausdauer braucht."

Zwischenmoderation: Während der Handschuh recht auffällig ist, arbeiten die meisten Wearables im Hintergrund. Sie sollen unauffällig Gesundheitszustände überwachen und Alarm schlagen, wenn Körperwerte kritisch werden. Diabetespatienten zum Beispiel waren bisher auf einen Pieks in den Finger angewiesen, wenn sie wissen wollten, wie viel Insulin sie sich spritzen müssen. Hier sind 14 Tage klebende Sensoren-Pflaster und Armbanduhren die moderne Variante, sagt Julia Mader, Diabetes-Ärztin an der Medizinischen Universität Graz. Die werden mit Rechenmodellen am Computer kombiniert.

O-Ton 2: "Diese Label Wearables ist natürlich jetzt dadurch bedingt, dass wir diese CDM-Sensoren haben, die mit der Cloud kommunizieren ... Werte zum Beispiel auch wieder auf die Wristwatch zurückgeführt werden können, wo man dann am Armband seinen Blutzuckerwert kontinuierlich sehen kann ... schauen, ob das soweit passt. Das hat sich alles miniaturisiert und in andere Bereiche entwickelt."

Zwischenmoderation: Und auch für andere schwere Erkrankungen gibt es inzwischen Apps und Geräte, die vor den Folgen der Krankheit schützen. Epileptiker zum Beispiel können Vorwarnungen bekommen, wenn ein Anfall und die damit verbundenen Krampfungen drohen. Aus den USA hat die italienische Firma Empatica die Smartwatch "Embrace" mitgebracht uns stellt die Neuheit vor. Produktmanager Daniel Bender [US-AMERIKANER, KEIN DEUTSCHER: BITTE ENGLISCH AUSSPRECHEN] erzählt, was sie kann.

O-Ton 3: "There are around 65 million people worldwide, who are affected by epilepsy. And we’ve developed a system, that can identify a seizure in realtime and then provide an alert to a designated caregiver for that individual ... to go check on the individual and to make sure, that they are still breathing and conscious and if not, activate an emergency medical response as quickly as possible or provide rescue breathing if they are trained."

Zwischenmoderation: Die Smartwatch erkennt also Anfälle und schickt einen Alarm an einen Betreuer, der sich dann um seinen Schützling kümmern kann. Dazu nutzt die Uhr die Leitfähigkeit der Haut und erkennt Veränderungen bei der "Stromversorgung" des sympathischen Nervensystems. Das Rechenmodell dahinter ist lernfähig und kann nach einiger Zeit schon bei kleinsten Änderungen Alarm schlagen. Aber die Zeit der Wearables ist gerade erst angebrochen. Google ist zur Zeit ganz vorne in ihrem Fach dabei, sagt Julia Mader. Diabetes über ein Pflaster überwachen ist dabei schon fast old school. Die nächsten Messungen werden wohl im Auge stattfinden.

O-Ton 4: "Was in Zukunft kommen wird, sind natürlich auch - wo Google groß Werbung macht - sind Kontaktlinsen, die in Zukunft den Blutzuckerspiegel messen sollen ... das geht alles in Richtung Miniaturisierung ... das ist eher trotzdem noch Zukunftsmusik."

Abmoderation: Sicher ist, die Menge an Wearables wird in Zukunft zunehmen und auch die Datenströme, die in die diversen Clouds übertragen werden. Bleibt zu hoffen, dass die Sendeinfrastruktur da mithalten kann. Denn was nützt der beste Epilepsiealarm, wenn die Netze überlastet sind.

O-Ton: Anett Grusser-Pettersson, Marketin Manager, Bioservo Technologies AB, Kista, Schweden;
Ass.Prof. Priv.-Doz. Dr. med.univ. Julia Mader, Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich;
Daniel Bender, Product Manager, Empatica Inc., Cambridge, Massachusetts, USA
Länge: 1:56 (4 Antworten, kürzbar und einzeln einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 16.11.2016 
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