wire / Tube 2014 | 07.04.14 - 11.04.14 | Düsseldorf
Fachkräftemangel vor 20 Jahren: warum Böllinghaus nach Portugal ging
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Info: 125 Jahre wird Hartwig Härtels Firma in diesem Jahr alt. Seit über 100 Jahren heißen die Geschäftsführer Härtel. Doch vor 18 Jahren war Schluss mit dem Standort Deutschland. Die Produktion von Edelstahl verlagerte er nach Portugal. In den moderierten O-Tönen geht es um die Gründe, die Finanzkrise und warum er glaubt, dass er in einer ähnlichen Situation heute auch in Deutschland weiter produzieren könnte.

Anmoderation: Mit portugiesischen Spezialitäten empfängt der Stahlhersteller mit dem urdeutschen Namen Böllinghaus seine Gäste auf dem Düsseldorfer Messe-Duo wire / Tube. 125 Jahre wird das Unternehmen in diesem Jahr. Die ursprünglich Remscheider Firma, dessen Verwaltung und Vertrieb jetzt in Hilden sitzt, produziert seit 18 Jahren in Portugal, seit 13 Jahren ausschließlich. Damals war der Umzug notwendig, sagt der Firmenchef Hartwig Härtel. Warum aber ließ ein alteingesessenes Unternehmen die Heimat hinter sich?

O-Ton 1:  "Grund war ganz klar, ganz besonders Anfang der 90er Jahre ... schmutzig, heiß im Walzwerk und das wollte einfach keiner machen ... Durchschnittsalter im Betrieb von 57, 58 Jahren hatte."

Zwischenmoderation: Wohl gemerkt, 1996 war das, nur wenige Jahre nach der Wende. In den damals neuen Bundesländern war die Arbeitslosigkeit enorm und auch dort gab es Industrie. Aber selbst dort waren keine neuen Mitarbeiter zu finden.

O-Ton 2: "Wir haben damals nach dem Mauerfall zwei Verkäufer abgestellt, die den ganzen Osten bereist haben ... im Prinzip durch den Mauerfall von der Erweiterung überhaupt nicht profitieren können."

Zwischenmoderation: Dann eben Portugal. Dort ist Böllinghaus der einzige Edelstahlhersteller, hat also ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Arbeitsmarkt. Anfangs seien sie misstrauisch beäugt worden, doch als klar war, dass der Neue aus Deutschland den Betrieb weiter führen wolle statt in zu zerschlagen, sei die Stimmung besser geworden. Der Betrieb ging jahrelang gut, doch dann kam die Finanzkrise.

O-Ton 3: "Uns selber auch, wir haben gerade in 2009 einen Einbruch von 50 % gehabt ... Garantie gegeben, dass wir keinem kündigen und die haben auch alle mitgezogen ... das hat sich positiv ausgewirkt."

Zwischenmoderation: Das Land habe fast seine ganze Textilwirtschaft verloren, teilweise seien ausländische Unternehmen nach Portugal gegangen und hätten einige Arbeitsplätze als Ausgleich geschaffen. Aber auch ohne Krise: heute würde Hartwig Härtel mit seinem Unternehmen nicht mehr umziehen, sondern in Deutschland bleiben.

O-Ton 4: "Die Rahmenbedingungen sind generell besser geworden und die Einstellung der Mitarbeiter hat sich geändert ... die haben aber im Prinzip alle schon einen recht hohen Stundenlohn gehabt. War aber nicht der Grund, dass wir nach Portugal gegangen sind."

Abmoderation: Sondern eben, dass er kaum Mitarbeiter habe finden können, die in der Produktion arbeiten wollten. Ein gewisses Desinteresse der Stadt Remscheid soll auch dazu gekommen sein. Auch der Umzug des Firmensitzes nach Hilden soll aus diesen beiden Gründen erst zu Stande gekommen sein.

O-Ton: Hartwig Härtel, Geschäftsführer, Böllinghaus Steel GmbH, Hofstr. 64, 40723 Hilden
Länge: 2:15 (5 Antworten, kürzbar und einzeln einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 09.04.2014 
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