wire / Tube 2014 | 07.04.14 - 11.04.14 | Düsseldorf
Warum uns Draht interessieren sollte
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Info: Draht an sich ist erstmal unsexy. Keiner hat einen coolen Spielfilm über Draht gedreht, mal abgesehen von seinem Auftritt als Versager in einem James Bond-Film ist selbst Seilbahndraht eher selten zum Einsatz gekommen. Doch Draht steckt in fast allem, mit dem wir täglich zu tun haben. Im Kollegengespräch geht es um Draht und wie er uns durchs Leben begleitet.

Anmoderation: Schon früh morgens geht es los. Der elektronische Wecker, das Radio neben dem Bett, die Kaffeemaschine: Sie alle würden ohne Draht nicht funktionieren. Draht ist seit 1.500 Jahren ein ständiger Begleiter des Menschen. Was unterscheidet unsere heutigen Drähte eigentlich von früheren Drähten. Irgendwas muss es sein, schließlich hat die Drahtindustrie mit der "wire" in Düsseldorf eine eigene Messe.

Frage 1: Messereporter Harald Schönfelder ist zur Zeit auf der "wire", ist Draht sexy?

Frage 2: Wie unterscheidet sich denn der Draht heute von dem Draht früherer Zeiten, gibt es dabei überhaupt Unterschiede?

Frage 3: Welche Bedeutung hat denn die Drahtindustrie für die deutsche Wirtschaft?

Abmoderation: Draht ist vielleicht nur eingeschränkt sexy, aber er ist für andere Länder so interessant, dass sie ihn oft in Deutschland einkaufen. Jede fünfte Tonne Draht auf dem Weltmarkt kommt aus dem Sauerland. Und da gibt es, als Ausflugstipp für ein Wochenende, noch das Westfälische Drahtmuseum in Altena. Da erfahren Sie dann alles über die Geschichte des Drahts.

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Antwort 1: Naja, kommt immer drauf an, was man sexy findet. Also, wer Ketten sexy findet, der sollte auch Draht sexy finden. Schließlich sind die aus Draht gefertigt. Ich denke, wir müssen an mehr als nur Kupferdraht in Stromleitungen denken. Draht steckt in so vielen Dingen. Ich habe mich mit Michael Bertzen von der Chemischen Fabrik Wocklum darüber unterhalten. Seine Firma beliefert Drahthersteller mit den von ihnen benötigten Chemikalien. Und er hat mich angesehen und gleich mal aufgezählt.
O-Ton
... dass man gar nicht weiß, wo anfangen und aufhören. Denn Draht steckt wie eben in den erwähnten Nieten der Druckknöpfe in so vielen verschiedenen Gegenständen des täglichen Lebens. Schrauben zum Beispiel sind aus Draht hergestellt. Wer, außer Fachleuten, würde daran denken.

Antwort 2: Also, von der Herstellung gesehen, sind die Unterschiede gewaltig. Europäische Krieger des Mittelalters waren ja mit Kettenhemden gerüstet. Die waren aus geschmiedetem Draht. Seit etlichen Jahrhunderten wird Draht allerdings gezogen, vereinfacht gesagt: ein grober Draht wird gewalzt, der wird dann durch ein kleines Loch in einem Stein gezogen, das kleiner ist als der Draht selber, dadurch wird er dünner. Und das ist eigentlich eine ausgereifte Technik, die allerdings laufend verbessert wird.
O-Ton
Und zur Erläuterung: 3000 Newtonmeter, das ist das Drehmoment, welches die dicksten Schwertransport-LKW aufbringen, wenn der Fahrer aufs Gaspedal tritt. Das heißt laienhaft gesagt, die Kraft, die von dem Motor aufgebracht wird, reicht gerade so aus, diesen Draht an seine Belastungsgrenze zu bringen.

Antwort 3: Die ist schon bedeutend. Jede fünfte Tonne Draht, also 20 Prozent, des weltweit hergestellten Drahtes wird im Sauerland hergestellt, dem Zentrum der deutschen Drahtproduktion. Da sitzen die Hersteller traditionell schon seit Jahrhunderten. Das ist allerdings nicht mehr der normale Eisendraht, der hier hergestellt wird. Günstiger, einfach herzustellender Draht kommt inzwischen aus anderen Ländern, hier geht es um Spezialdraht aus besonderem Material oder für besondere Zwecke. Dafür ist er dann allerdings ziemlich gefragt, sagt Michael Bertzen von Chemie Wocklum, auch aus dem Zentrum der Drahtindustrie, aus dem sauerländischen Balve.
O-Ton
Und Australien ist ja nicht der einzige Markt, China zum Beispiel ist ein riesiger Markt, auch andere aufstrebende Länder wie Indien. Da gilt nach wie vor die Aussage, dass wir mit den niedrigen Löhnen anderer Länder nicht mehr konkurrieren können. Es bleibt als Ausweg ebendie Hochtechnologie.

O-Ton: Michael Bertzen, Prokurist, Chemische Fabrik Wocklum Gebr. Hertin GmbH & Co. KG, Glärbach 2, 58802 Balve
Länge: 3:16 (3 Antworten kürzbar, einzeln und individuell einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 08.04.2014 
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