©Foto:Heidi Tripp

Info: Michael Lichtschlag ist einer der wenigen, die noch Galionsfiguren schnitzen. Früher sollten sie am Bug Kurs und Wellen beobachten und dienten als Visitenkarte des Kapitäns. Heute erleben sie unter den Besitzern von Holzbooten ein kleines Comeback, wenn auch eher als Schaustück. Ihr Erschaffer erzählt über den Wandel der Galion vom Abort zum Kunstwerk. Sie finden in der Kategorie "boot" auch ein O-Ton-Paket mit weiteren Antworten.

Anmoderation: Der gute Geist ist den modernen Booten und Schiffen ausgetrieben. Kunststoff- und Stahlboote kommen ohne Galionsfiguren über See und durch Wellen. Früher war es ihr Job, den Kurs und die Wellen im Auge zu behalten. Doch es gibt noch Künstler, die sich um das Seelenheil der Besatzungen kümmern. Auf der Wassersportmesse boot ist der Bildhauer Michael Lichtschlag ein traditioneller Aussteller.

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Beitragstext: Wer zum Stand von Michael Lichtschlag kommt, der wird zurückversetzt in eine romantischere Zeit. Er steht im Classic Forum, umgeben von alten Booten und ist selber eine Erscheinung wie aus einem Charles Dickens-Roman, weiße Haare unter einem Strohzylinder, ein Frack und Halstuch. Und wer ihn über seine Galionsfiguren befragen will, der bekommt erstmal eine Geschichtsstunde.
O-Ton
Außer natürlich, wenn darunter die gute Seele des Schiffes hängt. Das waren meist Frauentorsos oder ganze Körper, zumindest auf Handelsschiffen. Sie hatten Symbole wie Füllhörner oder Blumensträuße in den Händen.
O-Ton
Nur Nackte oder Nixen, das sind moderne Erfindungen, sagt Michael Lichtschlag. Im Gegenteil. Die Figuren waren sogar äußerst züchtig.
O-Ton
Heute, in Zeiten von GFK-Rümpfen, sind die Boote unbehütet, der elektronische Navigator kennt ja den Kurs. Doch bei Restaurationen oder Sturmschäden suchen die Skipper Ersatz. Und bei Besitzern moderner Holzboote sind Galionsfiguren seit ein paar Jahren wieder beliebt.
O-Ton
Was sagen eigentlich Neptun oder Poseidon zu so einer Verballhornung oder so einem Frevel an der guten Tradition? Ziehen die den Übeltäter nicht gleich zu sich?
O-Ton
Na dann Prost und immer zwei Handbreit Wasser unterm Kiel.
Harald Schönfelder, Redaktion ... Düsseldorf