©Foto:Koelnmesse
Info: Mit kräftigen Umsätzen sind die Lebensmittelhersteller in die Anuga gegangen. Die Umsätze sind kräftig gewachsen. Und das trifft auch auf die fair gehandelten Produkte zu, die im Jahr 25 nach Gründung von TransFair im zweistelligen Prozentbereich wachsen. Doch was ist mit der Zukunft? Protektionistische Tendenzen und Umbrüche in der Handelslandschaft mahnen die Branche, ein Auge offen zu halten.
Anmoderation: "Gegessen wird immer"- diese alte Weisheit bestätigt sich gerade wieder. Auf der Anuga, der internationalen Leitmesse der Lebensmittelhersteller in der Koelnmesse freut sich die Herstellervereinigung BVE über sehr gute Umsatzzahlen der Branche im laufenden Jahr. Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der BVE, sagt:
O-Ton 1: "Der Umsatz entwickelt sich positiv, im ersten Halbjahr hatten wir einen Umsatz ... das sind 5,7% plus gegenüber dem ersten Halbjahr 2016 ... Essen, Nahrung und Ernährung sind bei demnächst 9 Milliarden Menschen ... Gegessen wird immer."
Zwischenmoderation: Und da ist er in der glücklichen Lage, nicht für einzelne Branchensparten zu sprechen, sondern gleich für die ganze Lebensmittelbranche in Deutschland. Einen Teil dagegen hat Dieter Overath im Blick. Der Vorstandsvorsitzende Geschäftsführer des TransFair e.V. setzt sich seit 25 Jahren für gerechte Produzentenpreise ein. Anfangs war das Thema eines in der Nische. Doch inzwischen hat diese noch kleine Sparte auch die Milliardengrenze geknackt. 1,2 Milliarden Euro Umsatz bedeutet aber trotzdem: Nur knapp 1 % des Gesamtumsatzes stammt von fair gehandelten Produkten. Dieter Overath sagt zum Umsatz:
O-Ton 2: "Ja, also in unserem Jubiläumsjahr sind wir extrem zufrieden, dass auch im ersten Halbjahr 2017 wir wieder zweistellig wachsen ... also Bananen vor allen Dingen mit 23 %, aber auch der Kaffee, der ja quasi das Flaggschiff von Fairtrade ist, hat mit 10 % zugelegt."
Zwischenmoderation: Die Branche bleibt im Prinzip auch optimistisch, denn wie gesagt: Gegessen wird immer. Was den Produzenten aber Sorgen bereitet, sind protektionistische Tendenzen in der Politik. Sollten Importzölle in westlichen Staaten die Folge sein, könnte das gerade die Schwächsten treffen, die Produzenten in den Entwicklungsländern.
O-Ton 3: "Wenn viele Länder im globalen Süden dafür bestraft werden, wenn sie mal ein Stück Weiterverarbeitung machen ... wir sind by the way Exportweltmeister ... jungen Menschen im globalen Süden mehr Chancen geboten werden muss, über unterschiedlichste Tätigkeiten, die nicht nur darin bestehen, uns für zwei Dollar die Bohnen von den Bäumen oder Sträuchern zu pflücken."
Zwischenmoderation: Doch gegessen wird immer, der Umsatz wird wohl bleiben. Es ist nur die Frage, wer am Essen verdient. Die Frage betrifft nicht nur die Fairtrade-Unterstützer. Etwas anders sollten sich auch die großen Handelsunternehmen die Frage stellen, denn das oft schon genannte Internet, der große Störer der bisherigen Ordnung, entwickelt sich auch für die hiesigen Lebensmittelhändler zu einer Gefahr, schätzt Christoph Minhoff von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie.
O-Ton 4: "Werden die großen Handelsunternehmen mit den großen Plattformen Alibaba, Amazon und Co, werden die mithalten können ... wer sie ihnen liefert. Eine neue Art des Handels wird kreiert werden. Und das wird alle Seiten betreffen und ich glaube, dass die Industrieseite in der Frage sehr gut aufgestellt ist."
Abmoderation: Die Hersteller haben natürlich auch Gesetze und Richtlinien auf ihrer Seite, denn jedes neue Lebensmittel, das auf den Markt kommt, muss den Zulassungsprozess durchlaufen. Und deren Fallstricke dürften Hersteller vom anderen Ende der Welt weniger bekannt sein als den europäischen.
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