  
Info: Nazikarikaturen kontra Aphrodite mit gehobenem Mittelfinger. Auf den Titelblättern der Zeitungen und Wochenblätter fetzen sich die deutschen und griechischen Karikaturisten um die provokantesten Szenen. Im Fernsehen sehen wir tausende Demonstranten mit Spruchbändern, die ihre Wut auf Deutschland vermitteln sollen. Aber stimmt dieses Bild, das uns da präsentiert wird? Wie denken die Griechen über uns?
Anmoderation: Griechenland ist ganz unten angekommen. Zumindest auf der Bonitätsskala der Rating-Agentur Moody’s. Note C - was Zahlungsfall bedeutet - schlechter kann ein Land in den Augen der Beobachter gar nicht da stehen. Von der Europäischen Union gibt’s daher ordentlich viel Geld, damit der Staat wieder auf die Beine kommt. Allerdings nur unter strengen Sparauflagen, unter denen die Griechen immer mehr leiden. Wir haben auf der Düsseldorfer Weinmesse ProWein mit Tasso Ballas gesprochen. Er arbeitet bei einem griechischen Winzer etwa 100 km nördlich von Athen. Die Krise in seinem Land hat er längst zu spüren bekommen.
O-Ton 1: "Was jetzt Alkohol angeht, da spart nun mal ... das höre ich tagtäglich von den Kollegen ... Unruhe gibt auf den Märkten."
Zwischenmoderation: Im Prinzip hat jeder im Land Angst davor, nicht über die Runden zu kommen. Die Spareinschnitte, also zum Beispiel weniger Beamte oder gekürzte Renten, werden zum Teil von Europa vorgegeben. Und weil Deutschland eine wichtige Rolle in der EU spielt, ist in vielen Fernsehbildern zu sehen, dass manche Griechen auf der Straße auf uns Deutsche fluchen. Aber denkt so wirklich das ganze Land?
O-Ton 2: "Im Großen und Ganzen, also die Mehrheit ... deutschen Touristen, den deutschen Geschäftspartner ... negatives Empfinden haben."
Zwischenmoderation: Und doch bleiben vor allem die Nazikarikaturen von Finanzminister Schäuble oder Bundeskanzlerin Angela Merkel im Gedächtnis. Wie denkt der Grieche darüber?
O-Ton 3: "Diese negativen Aussagen, die es von Griechen ... das wird sich wieder beruhigen."
Abmoderation: Nicht alle Griechen scheinen also die Schuld bei anderen zu suchen. Dennoch sind sie derzeit kaum zu beneiden. Immerhin, ein Gutes hat die Berichterstattung über die Misere in dem Land, schmunzelt der Winzer. Inzwischen kauften immer mehr Menschen im Ausland griechischen Wein. Er glaubt, weil manche so wenigstens ein bisschen der griechischen Wirtschaft unter die Arme greifen möchten. Ob das stimmt oder nicht, ihn freut’s. |