©Foto:Messe Düsseldorf
Info: Die Welt ist nicht so beständig, wie wir glauben. Das ist eine der zentralen Thesen in Lisa Handels Doktorarbeit. Prozessphilosophie heißt die Sparte der Philosophie, die die Welt eher als eine Art von Abfolgen und sich gegenseitig beeinflussender Prozesse sieht. Das kann überraschende Auswirkungen haben, wenn Computer mit künstlicher Intelligenz ausgestattet anfangen, sich selber zu verändern. Die Doktorarbeit beschäftigt sich mit den Auswirkungen dieser Technik und ihre Bedeutung für die Erklärung der Welt.
Anmoderation: Intelligente Maschinen und eine andere Art die Welt zu begreifen - das sind die Themen der Doktorarbeit von Lisa Handel. Sie hat den diesjährigen Preis der Druckmesse drupa der Messe Düsseldorf gewonnen. Damit werden frisch gebackene Doktoren der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität ausgezeichnet. In diesem Jahr geht es - grob gesagt - um die Erkenntnis, dass es feststehende Einheiten nicht gibt, sondern dass Prozesse, also eine Abfolge von Ereignissen, den Kern der Welt ausmachen. Ein Gedankengebäude, das versucht, Wissenschaft und Philosophie zu verbinden, vor allem im Blick auf die gesuchte künstliche Intelligenz in Computern. --- Abmod:Und für alle, die weiterlesen wollen: Lisa Handels Doktorarbeit erscheint Ende des Jahres unter dem veränderten Titel "Ontomedialität - Eine medienphilosophische Perspektive auf die aktuelle Neuverhandlung der Ontologie" beim transcript-Verlag.
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Beitragstext: O-Ton sagt Lisa Handel. Das schafft Probleme für die Programmierer, sehr exponiert natürlich in der irritierenden Frage, wie eine programmierte Intelligenz es schafft, aus ihrem Korsett zu schlüpfen. O-Ton Daraus folgt, dass sich der Erschaffer dieser künstlichen Intelligenz, also wir Menschen, fragen müssen, was wir da eigentlich machen. Die Denkschule dahinter ist die Prozessphilosophie. Sie ist nicht neu, Aristoteles gilt als einer ihrer Vorbereiter. Doch sie ist hochkomplex und die komplizierten Sprachen ihrer Vertreter wie Gilles Deleuze machen das Verständnis nicht leichter. Doch geht es um die Ontologie, also die Lehre des Seienden. Bei Platon war das Seiende aus fester Materie geformt. Die Prozessphilosophie antwortet darauf mit einem "Nein, alles ist im Fluss". O-Ton Dabei wird die Materie nicht verleugnet, schließlich haben wir als Materie Mensch eine feste Form und scharf umrissene Grenzen. Prozesse sehen wir erst nachträglich beim Blättern durch Jahrzehnte von Familienfotos, wenn Omas Falten tiefer werden. In der kleinen Welt des Mikroskopischen, hier geht es zu einem Ausflug in die Welt der Quantenphysik, sieht es anders aus. O-Ton Und da geht es über zu den praktischen Folgen, wie eben der Phänomene einer sich aus sich selbst und mittels der Kommunikation mit Anderen selber verbessernden künstlichen Intelligenz. Denn trotz aller selbständigen Entwicklungen, den Startpunkt setzt immer noch der Mensch, daher ist das Thema wichtig für die Zukunft, sagt Lisa Handel. O-Ton Harald Schönfelder, Redaktion ... Düsseldorf
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