wire / Tube 2014 | 07.04.14 - 11.04.14 | Düsseldorf
Bohren statt Rammen: Offshore-Windanlagen sanfter verankern
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Info: Bisher werden die Verankerungen für Offshore-Windanlagen mit Macht in den Seeboden gerammt. Dabei entsteht ein Schalldruck, der selbst ein Düsenflugzeug beschämen würde. Darunter leiden Meerestiere, die mit aufwändiger Technik geschützt werden müssen. Ein günstigeres, leiseres, umweltfreundlicheres Verfahren setzt auf Bohrtechnik. Bald soll der erste Prototyp fertig sein.

Anmoderation: Die zuletzt gebauten Windräder in der Nordsee hatten zu ihrem Arbeitsbeginn eine schlechte Presse. Stromkabel fehlten, die Kosten und die Bauzeit waren länger, höher, weiter geworden. Die dort lebenden Meeressäuger und Fische soll die Offshore-Windanlage durcheinander gebracht haben. Auf dem Messe-Duo Wire / Tube in Düsseldorf stellt der Röhrenhersteller Vallourec jetzt ein neues Baukonzept vor. Das soll den Bau von Windanlagen im Meer kostengünstiger, umweltfreundlicher und weniger störend für die Tiere machen. Bisher wird die Basis der Windanlagen unter enormem Lärm in den Meeresboden gerammt. Nico Genge von Vallourec erläutert, welchen Effekt die neue Technik haben soll, mit der die Gründung der Windräder in den Boden gebohrt statt gerammt wird.

O-Ton 1: "Mit Hilfe dieser neuen Technik hoffen wir, dass wir in Kürze dazu beitragen können ... mittels unserer Lösung Kosten eingespart werden können. Und das ist zur Zeit in der Öffentlichkeit ein ganz großes Thema."

Zwischenmoderation: Bis zu 200 Dezibel Schalldruck erzeugen die Rammen, wenn sie die Pfähle in den Seeboden treiben. Das sprengt jeden gesetzlich zulässigen Rahmen und muss teuer und technisch aufwändig gedämpft werden, damit Meeresbewohner wie Wale gesund bleiben. Dazu kommen natürlich noch die Kosten. Die sollen deutlich sinken.

O-Ton 2: "Um ganz genau Zahlen zu nennen, ist es natürlich zu früh ... dass das bis zu 20 % im Vergleich zu dem Rammen sein kann."

Zwischenmoderation: Was ja eher erstaunlich ist, denn die Rammen sind eine eingeführte Technik, seit Ewigkeiten bekannt und recht simpel in der Anwendung. Doch die Rammen an sich sind nicht der Kostenfaktor, sagt Nico Genge von Vallourec, sondern die besonderen Bedingungen der See, in der sie eingesetzt werden.

O-Ton 3: "Um diese 1.000 Tonnen schwere Türme in dem Boden zu verankern ... bohrt statt rammt, das Ganze wird möglich sein mit deutlich kleineren Schiffen, die dann natürlich auch preisgünstiger sind."

Zwischenmoderation: Als weiterer Vorteil verspricht die Technik einen unkomplizierteren Bau. Denn die bisherigen Rammen müssen extrem tief, bis zu 60 Meter, in den Meeresboden vordringen, um die Windtürme gut verankern zu können. Mit der neuen Bohrtechnik sollen die Pfähle höchstens halb so weit in den Boden vordringen. Auch dafür gebe es noch weitere Vorteile.

O-Ton 4: "Wenn bei dem Rammen zum Beispiel große Steine getroffen werden, ist es notwendig, teure Bodengutachten zu machen ... nicht mehr notwendig sein sollten."

Zwischenmoderation: Außerdem könnten die Windanlagen damit auch in Steinboden verankert werden, was bisher noch nicht möglich sei, da die Rammen nicht eindringen könnten. Bleibt noch die Frage nach der Serienreife. Denn die neue Verankerung existiert bisher nur als Modell. Eine Pilotanlage soll aber bald unter Realbedingungen getestet werden.

O-Ton 5: "Ja, wir sind momentan in Verhandlungen für einen Prototyp, der im Jahr 2015 installiert werden soll ... dann da auf lange Sicht erfolgreich am Markt agieren zu können."

Abmoderation: Denn die politische Strategie zum Aufbau von Offshore-Windanlagen reicht etliche Jahre in die Zukunft, bis dahin sollten die leiser zu installierenden, preiswerteren Gründungen für die Anlagen serienreif sein.

O-Ton: Nico Genge, Marketing Director Industry Division, Vallourec Deutschland GmbH, Theodorstr. 109, 40472 Düsseldorf
Länge: 2:26 (5 Antworten, kürzbar und einzeln einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 10.04.2014 
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