©Foto:Koelnmesse
Info: Statt 40 Stunden Frust am Fließband zu schieben, könnten unsere Arbeitsplätze in Zukunft so aussehen: ein Drittel der Arbeitszeit verbringen wir am Band, ein Drittel der Zeit produzieren wir mit modernster Technik unsere Verbrauchsgüter selber (zum Beispiel mit 3D-Druck) und ein Drittel der Arbeitszeit widmen wir Projekten, die wir wirklich gerne machen. Das steckt hinter der Theorie "New Work". Im Kollegengespräch stellen wir sie vor.
Anmoderation: Auf der Internationalen Eisenwarenmesse in Köln stellen sich traditionelle Branchen vor. Eisenwaren- und Werkzeughersteller produzieren nach alter Väter Sitte: in großen Werkshallen und wenn möglich am Band oder an Arbeitsstationen. Zwischen den Hallen der Koelnmesse aber sprießt das zarte Pflänzchen „New Work“.
Frage 1: Messereporter Harald Schönfelder, was steckt dahinter?
Frage 2: Wie soll die denn umsetzbar sein? Schließlich haben wir Vollbeschäftigung, zum Teil Facharbeitermangel, und die Verdienste können ja dann auch als Schmerzensgeld dienen.
Frage 3: Und da helfen dann Vereine, die Wünsche festzustellen?
Abmoderation: Auf der Internationalen Eisenwarenmesse stellen sich tausende Aussteller aus der klassischen Industrie vor. Mitten zwischen zwei der Hallen zeigt sich aber eine kleine Initiative, die für einen langsamen gesellschaftlichen Umbau der Arbeitswelt einsetzt, den Verein „Neue Arbeit Neue Kultur“ aus Wuppertal.
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Antwort 1: Also, hinter New Work steht die Arbeitstheorie des österreichisch-amerikanischen Philosophen und emeritierten Professors Frithjof Bergmann. Der sagt: klassische Arbeitsverhältnisse wie eben die in der Produktion befriedigen die dort Arbeitenden oft nicht. Sie führen stattdessen sogar zu Depression und verwandten Leiden, weil eben der Arbeitnehmer nur dort arbeitet um sein Leben zu finanzieren, aber nicht, weil ihn die Arbeit ausfüllt. Und auf der Internationalen Eisenwarenmesse zeigt eben der Verein „Neue Arbeit Neue Kultur“ aus Wuppertal, der unter anderem in Person von Michael Schubert dort ist, auf Nachfrage das Projekt New Work. O-Ton Das aber würde eine neue Form der Arbeitsorganisation bedeuten, die es nach dieser „New Work“-Philosophie geben sollte.
Antwort 2: Da sagt die Theorie: das ist eine verengte Sichtweise, diese „Probleme“ haben nur ganz wenige Länder wie eben Deutschland. Weltweit sieht es da anders aus, auch schon europaweit. Maschinen sind oft in der Lage, unsere menschliche Arbeit zu übernehmen. Wir werden aber nicht ganz überflüssig. Deshalb ist die Idee: die Arbeit in der klassischen Firma auf etwa 10 Wochenstunden reduzieren, weitere 10 bis 15 Wochenstunden kümmern wir uns um die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenständen und die restliche Arbeitszeit, also noch mal 10 Stunden plus X kümmern wir uns um die Arbeit, die uns am Herzen liegt, sagt Michael Schubert. O-Ton In dem Fall Produktdesign für 3D-Drucker-Erzeugnisse. Das ist jetzt kein Kommunismus durch die Hintertür, die so entstehenden eigenen Projekte und auch die klassische Arbeit in der Firma sollen schon zum Geldverdienen da sein.
Antwort 3: In der Idealvorstellung, also in der Theorie, gibt es Mentoren, die den Beteiligten helfen, herauszufinden, was sie wollen und können. Das ist von dem, was ich jetzt gehört habe, noch etwas entfernt. Aber das System setzt auch auf eine graduelle statt auf eine ruckartige Veränderung. Aus den Vereinen von Gleichgesinnten könnte also eine andere gesellschaftliche Ordnung entstehen, falls sich die Idee durchsetzt. O-Ton Und da ist die Nähe von Eisenwaren und Heimwerker ja wirklich gegeben, wie Michael Schubert es angesprochen hat
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