glasstec 2014 | 21.10.14 - 24.10.14 | Düsseldorf
Mit Millionen Spiegel gegen Blendung am Arbeitsplatz
artimg9456_120x80.jpg

Info: Mit 2 x 100.000 Spiegeln im Gepäck ist die Uni Kassel auf die Glasstec gereist. Die Spiegel stecken in einem Prototyp zum Thema Sonnenschutz. Auf zweimal 10 x 10 Zentimeter großen Testflächen lenken sie einfallendes Licht so durch das Fenster, dass es an die Decke geleitet wird und indirekt den Raum beleuchtet. In eine ganzes, normales Fenster passen Millionen dieser Winzlinge. Abgeschaltet sind die Spiegel durchsichtig und kaum zu erkennen. Im Kollegengespräch geht es um die neuartige Technik und die Frage nach der Serienreife.

Anmoderation: Mit einer brandneuen Technik will die Uni Kassel die Fenstertechnik revolutionieren. Statt ein Fenster in der prallen Sonne einfach nur elektrochemisch dunkel zu schalten, wie es heute Standard ist, will das Institut für Nanostrukturtechnologie das Licht umlenken. Auf der Messe Glasstec in Düsseldorf stellt das Institut seinen Ansatz in einem Prototyp vor.

Frage 1: Messereporter Harald Schönfelder, für den Beginn: Was sind diese Mikrospiegel?

Frage 2: Wie hell wird das dann, wie stark wird das Licht durchgelassen?

Frage 3: Aber das ganze muss dann ja elektrisch gesteuert werden, wie sieht es da mit dem Stromverbrauch aus?

Frage 4: Und wann ist die Entwicklung serienreif?

Abmoderation: Auf der Glasstec in Düsseldorf stellt die Uni Kassel, beziehungsweise deren Institut für Nanostrukturtechnologie ein neues System zum Sonnenschutz in Fenstern vor. Mit Mikrospiegeln in einem Fenster soll das Sonnenlicht umgelenkt werden.

---------------------
Antwort 1: 
Das sind Bahnen einer dünnen Schicht spiegelnden Materials, das zwischen die beiden Scheiben eines normalen Doppelglasfensters gelegt wird. Das sind ganz normale Materialien, der Spiegel selber zum Beispiel ist aus Aluminium. Im Normalfall sieht man die gar nicht, wenn man vor dem Fenster steht. Ganz nah dran sieht man feine waagerechte Linien im Glas, das war es schon. Aber der Clou passiert dann, wenn Strom durch diese Schicht fließt. Dann werden die Spiegel gekippt und das Licht umgelenkt, sagt Volker Viereck, der für sein Institut der Uni Kassel diese Technik mitentwickelt hat.
O-Ton
Damit soll dann die absurde Situation in vielen Büros überflüssig werden, dass man die Jalousien runterlässt und dann das Licht anschaltet, weil es zu dunkel zum Arbeiten ist. Das Licht wird von der meist weißen Decke in den Raum reflektiert, ähnlich wie bei einem Deckenfluter im Wohnzimmer gibt das eine indirekte Beleuchtung.

Antwort 2: Das soll wirklich hell sein, auf der Messe selber ist das etwas schwer zu sehen, weil eine Lampe die Sonne nicht wirklich ersetzen kann und die Hallen ja auch ziemlich hell sind. Aber wer schon mal die spiegelnde Seite einer Alufolie in die Sonne gehalten hat, der weiß, dass Alu ziemlich gut reflektiert, von daher dürfte da wenig Licht verloren gehen. Ich hatte erst gedacht, naja, das wird so ein Dämmerlicht sein, aber Volker Viereck sagt:
O-Ton
Und dafür sorgt dann auch die dichte Packung der Spiegel. Auf der glasstec ist ein Prototyp aufgebaut, mit einem 10 x 10 Zentimeter großem Mikrospiegelfeld. Und in der kleinen Fläche stecken 100.000 Spiegel.

Antwort 3: Die ist an sich sehr gering. Bei einem 1 x 1 Meter großen Fenster soll der Stromverbrauch 0,1 Kilowatt in der Stunde betragen, die Spiegel sollen also wesentlich weniger Strom verbrauchen als eine LED-Lampe. Aber der Strom muss konstant fließen, denn nur wenn er fließt, dann bleiben die Spiegel gekippt. Aber dafür gibt es eine Wärmeisolation noch mit dazu, sagt Volker Viereck.
O-Ton
Und das kennen wir ja auch von der Alufolie zu Hause, dass sie eben auch zur Isolation taugt, je nachdem welche Seite nach außen weist.

Antwort 4: Naja, das ist unter anderem eine Frage des Geldes. Ein bisschen Zeit braucht es noch, aber nicht allzu viel. In zwei bis drei Jahren könnte ein Demo-Raum mit solcherart ausgerüsteten Fenstern fertig sein, sagt Volker Viereck, wenn sich denn eine Firma findet, die diese Technik fördern möchte. Bislang ist es eine Entwicklung, die im Labor funktioniert. Aber bei der technischen Weiterentwicklung und der Geschwindigkeit, die das heute hat, dürfte eine preiswertere Herstellung der Mikrospiegel auch nur eine Frage der Zeit sein.

O-Ton: Dr. Volker Viereck, Optical MEMS Technology Micro Mirror Arrays, Institut für Nanostrukturtechnologie und Analytik, Universität Kassel, 34132 Kassel
Länge: 3:26 (4 Antworten kürzbar, einzeln und individuell einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 22.10.2014 
Bereitstellung des mp3-Audios in Sendequalität (E-Mail-Versand oder direkt speichern)
Nach Eingabe von Name, E-Mail und Sender stellen wir Ihnen unsere Audio-Beiträge zur kostenfreien Nutzung unter Berücksichtigung unserer AGB zur Verfügung.
Ihre personenbezogenen Daten unterliegen selbstverständlich dem Datenschutz und werden nur für interne Zwecke verwendet.
* = notwendige Angaben
Beitrags-Funktionen
Ihr Ansprechpartner
Harald Schönfelder
Redaktion

h.schoenfelder@dhd-news.de