100 Jahre Museum für Ostasiatische Kunst in Köln | 16.10.09 - 01.11.09 | Köln
Riesige Abreibungen und kleine, feine Holzdrucke zum Jubiläum

Info: Kollegengespräch mit O-Tönen über die beiden Sonderausstellungen, die anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Museums für Ostasiatische Kunst gezeigt werden.

Anmoderation: Das Museum für Ostasiatische Kunst in Köln feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Jubiläum mit zwei großen Sonderausstellungen. Unser Reporter Jörg Sauerwein hat beide Ausstellungen schon gesehen.

Frage 1: In der ersten Ausstellung geht es um riesige Papierabreibungen – was muss man sich darunter vorstellen?

Frage 2: Gibt es da denn nur diese Papierabreibungen zu sehen oder wird auch gezeigt, wo sich die Fels-Inschriften im Original befinden?

Frage 3: Und als sollte es ein Kontrast sein, kommt man beim weiteren Gang durchs Museum von den ganz großen Bildern zu den ganz kleinen. Die zweite Jubiläumsausstellung, die heißt „Surimono – Die Kunst der Anspielung im japanischen Farbholzdruck“. Sind da einfach kleine, japanische Farbholzdrucke zu sehen?

Abmoderation: Danke Jörg Sauerwein über die beiden Jubiläumsausstellungen zum 100-jährigen Bestehen des Museums für Ostasiatische Kunst in Köln. Zu sehen seit dem 16. Oktober und bis zum 10. Januar 2010.

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Antwort 1: Diese Ausstellung heißt „Das Herz der Erleuchtung“ und da werden Tuscheabreibungen von monumentalen Texten gezeigt. Man muss sich vorstellen, dass im 6. Jahrhundert in vielen Teilen Chinas eine Art Endzeitstimmung herrschte und deshalb buddhistische Inhalte für die Ewigkeit erhalten werden sollten, hat mir die Museums-Vizedirektorin Petra Rösch erklärt. Und so erklärt eine dieser Tuscheabreibungen sogar die Motivation einer Familie, warum sie damals unbedingt riesige buddhistische Texte in die Felsen von Shandong meißeln ließ …
O-TON
Diese Schriften sind auf Felsen in China vor über 1.400 Jahren eingraviert worden und in diesem Frühjahr wurden sie in noch nie dagewesener Größe mit Tusche auf Papier abgerieben. Das funktioniert so ähnlich, wie wir als Kinder mit Bleistift und Papier Münzen abgerieben haben und dann ein Abbild bekommen. Nur sind diese Abreibungen bis zu 16 Meter lang und fünf Meter breit und das ist schon beeindruckend.

Antwort 2: Ja, das wird auch gezeigt, neben diversen Skulpturen, die ebenfalls in den Ausstellungsräumen stehen und das Ganze ein bisschen plastischer machen, gibt es nicht nur Fotos von den Originalinschriften zu sehen, sondern auch eine Computeranimation auf großen Bildschirmen. Und da kann man mit dem Finger auf dem Monitor selbst durch die Berge streifen und sich einige der Inschriften anschauen und da wird auch ganz verständlich einiges über die Ideen und Gedanken des Buddhismus und dem, was hinter den Inschriften steckt, erklärt.

Antwort 3: Ja, aber einfach sind die nicht gerade. Ich war schon fasziniert, wie unheimlich klein und detailliert diese Holzdrucke gemacht sind. Und bei diesen knapp 120 besonders aufwändig gemachten handelt es sich um Surimonos, die im Auftrag von japanischen Dichtern gemacht wurden und wo die Intellektuellen viel Spaß am Rätseln hatten, was der Künstler für Botschaften versteckt hat oder wie ein Gedicht in einem Bild interpretiert wurde. Caroline Stegmann arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum und hat mir eines der Bilder erklärt, wo offensichtlich eine Kurtisane, also eine edle Prostituierte zu sehen ist …
O-TON
Eine Frau, die ein Mann ist – Travestie als Anspielung. Das kommt häufiger auf den Bildern vor und da werden ganz viele Details versteckt, die selbst Kenner auf den ersten Blick nicht entdecken. Wenn man nur mal so durchstreifen will, dann sind diese Bilder einfach toll anzusehen und wer mehr wissen will, dem empfehle ich gerade für diesen Teil eine Führung.

O-Ton: Dr. Petra Rösch, Kuratorin für buddhistische Kunst und Vizedirektorin, Museum für Ostasiatische Kunst, 50674 Köln;
Caroline Stegmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Museum für Ostasiatische Kunst, 50674 Köln
Länge: 3:08 (3 Antworten, kürzbar und einzeln einsetzbar)
Autor: Jörg Sauerwein

erstellt: 16.10.2009 
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