MEDICA / COMPAMED 2016 | 14.11.16 - 17.11.16 | Düsseldorf
Dr. Jekyll & Mr. Hyde: Neues zu den zwei Gesichtern des Cholesterins
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Info: Cholesterin hat zwei Gesichter: Eine große Menge der Variante HDL galt bisher als gut, eine große Menge der Variante HDL als schlecht - wenn es um das Risiko für Herzerkrankungen geht. Nach neuen Erkenntnissen hat sich das verschoben. HDL ist mehr oder weniger egal, LDL ist schlechter als gedacht. Wie sich die Situation nach den neuesten Studien darstellt ist das Thema der moderierten O-Töne.

Anmoderation: Cholesterin: Mal soll es gut sein, mal soll es schlecht sein. Es kommt immer darauf an, von welchem Cholesterin die Rede ist. HDL ist das so genannte "gute" Cholesterin, LDL das so genannte "schlechte". Hohe HDL-Werte sind also okay, hohe LDL-Werte nicht. Dieses Cholesterin lagert sich nämlich vermehrt in unseren Arterien ab. Doch stimmt die Aufteilung überhaupt noch? Gibt es neue Erkenntnisse? Dazu haben wir auf der Medizinmesse Medica in Düsseldorf mit Joachim Thiery [gesprochen: Tiri] gesprochen, dem Direktor des Instituts für Labormedizin der Uniklinik Leipzig.

O-Ton 1: "Nun ist es so, dass in der Literatur ... immer wieder die These aufgestellt wurde: Wenn ich hohes HDL habe, dann ist das ja was Gutes ... nach allem, was wir heute wissen, ist das leider ein Fehlschluss gewesen ... dass eine pharmakologische HDL-Erhöhung wirklich einen Nutzen für den Patienten gebracht hat."

Zwischenmoderation: Dabei kam den Medizinern eine natürliche Mutation bei Menschen zu Hilfe. Denn auch Menschen mit natürlich weit überhöhten HDL-Werten haben keinen Vorteil, wenn es um die Chance geht, Arteriosklerose zu bekommen, also eine Erkrankung der Herzkranzgefäße. Die werden gerne von der LDL-Variante zugekleistert, während das "gute" HDL den Ablagerungen eigentlich entgegen wirken sollte. Sicher ist aber, die "böse" Variante LDL ist auch böse.

O-Ton 2: "Was wir heute aus neuesten Studien wissen, es ist nicht nur böse, sondern sogar sehr böse ... zwischen 80 und 100 mg pro Deziliter, sind nach den neuesten klinischen Studien wahrscheinlich immer noch viel zu hoch ... 30 mg anstreben und sogar niedriger."

Zwischenmoderation: Um das zu schaffen, gibt es neue Medikamente. Die arbeiten mit Wirkstoffen, die verhindern, dass die LDL-Rezeptoren absterben. Sie sorgen also dafür, dass der Abfluss des bösen Cholesterins nicht zugestöpselt wird.

O-Ton 3: "Durch diese Medikamente wird der natürliche Ausscheidungsweg des Cholesterins beschleunigt und bleibt erhalten ...  das würde wahrscheinlich unser Gesundheitssystem völlig überfordern ... den Herzinfarkt vermeiden wollen, dass man das auch durch eine entsprechende Veränderung seiner Lebensweise auch beeinflussen kann. Das ist zwar mühsam, aber man muss es versuchen."

Abmoderation: Und da tauchen dann wieder die alten Weisheiten auf: weniger rauchen, weniger saufen und vor allem auch weniger tierische Eiweiße essen. In den tierischen Eiweißen steckt nämlich das Cholesterin, das nachher durch unsere Adern gespült wird.

O-Ton: Prof. Dr. med. Joachim Thiery, Leiter Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik (ILM), Universitätsklinikum Leipzig, 04103 Leipzig
Länge: 2:15 (3 Antworten, kürzbar und einzeln einsetzbar)
Autor: Harald Schönfelder

erstellt: 17.11.2016 
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